Eberhard Sautter ist seit Juli Vorstandsvorsitzender der Hanse-Merkur-Versicherungsgruppe. Er spricht über die Strategie seines Hauses, seine Erwartungen an die Bundesregierung und den Systemwettstreit mit der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).
Cash.: Gesundheitsminister Hermann Gröhe hat sich ausdrücklich zum Fortbestand der privaten Krankenversicherung (PKV) bekannt. Welche darüber hinausgehende Erwartung haben Sie an die Gesundheitspolitik der Bundesregierung?
Sautter: Wir erwarten eine weitere Stärkung des dualen Systems mit Wettbewerb sowohl innerhalb der GKV als auch der PKV zum Wohle der Kunden. Wir erkennen doch deutlich, dass dieser Wettbewerb zu mehr Qualität bei besseren Preisen im Gesundheitssystem geführt hat.
Die lange gepriesenen Vorbilder, die Niederlande und die Schweiz, stellen fest, dass Kosten und Leistungen immer weiter aus dem Lot geraten. Weder die Kopfpauschale in der Schweiz noch die Bürgerversicherung in den Niederlanden sind also attraktive Modelle. Wir sind daher gut beraten, unser duales System zu erhalten und zu stärken.
Gröhe erklärte auch, dass sich die Branche mit „Billigtarifen keinen Gefallen“ tue. Damit würden Leute angelockt, die in der GKV besser aufgehoben seien. Es ist bekannt, dass Sie das Wort „Billigtarif“ nicht mögen. Was entgegnen Sie dieser Kritik?
Das Wort „Billigtarif“ ist in der Tat irreführend und verunglimpft eine bewusste Entscheidung von Kunden, die ihr Gesundheitsverhalten eher steuern und lenken, auf Ernährung und Bewegung achten, auf bestimmte Leistungen verzichten und mit dem Hausarztprinzip kein Problem haben.
Wir steuern also unsere Tarifpolitik über Anreize, und diese werden positiv aufgenommen. Aber natürlich gibt es auch bei der Gesundheitsabsicherung den Vollkaskotyp, für denn wir ebenfalls High-End-Produkte für seine Wünsche anbieten.
Seite zwei: Dämpfer im PKV-Neugeschäft