„Wir müssen den Wert der Vermittler deutlich machen“

Michael H. Heinz, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) im Cash.-Interview zu den Ursachen des Nachwuchsmangels in der Beraterschaft und Initiativen zur Lösung des Problems.

Michael H. Heinz, BVK-Präsident: „Die fortschreitende Regulierung wird zur Folge haben, dass der jetzt schon bestehende Mangel an Versicherungsvermittlern weiter ansteigt.“

Cash.: Verschiedene Studien besagen, dass etwa die Hälfte der Vermittler über 50 Jahre alt ist. Können Sie diese Altersstruktur bestätigen?

Heinz: Diese Zahl ist realistisch. Unsere BVK-Strukturanalyse, an der 1.683 Vermittler teilnahmen, bestätigt dieses Bild. Demnach sind rund 66 Prozent der Vermittler älter als 45.

Worin sehen Sie den Nachwuchsmangel begründet?

Dafür gibt es mehrere Gründe. Da ist zum einen der demographische Wandel, der dazu führt, dass es weniger junge Menschen gibt. Das betrifft alle Branchen. Hinzu kommen die hohen fachlichen und gesetzlichen Anforderungen, die unzureichende Vergütung, Eingriffe des Gesetzgebers durch die Provisionsdeckelung in der privaten Krankenversicherung in die Privatautonomie der Vermittler und schließlich das schlechte Image der Branche, das nicht zuletzt durch ideologiegesteuerte Angriffe von sogenannten Verbraucherschützern geschürt wird. Dazu trägt allerdings auch das nicht zu tolerierende Fehlverhalten einiger Marktteilnehmer bei.

Wie wirkt sich das schlechte Image der Branche auf den Nachwuchsmangel aus?

Das schlechte Image ist wahrhaftig kein Anreiz, als Versicherungsvermittler tätig zu werden. In der heutigen Zeit spielt das Image oft eine größere Rolle als die Fakten.

Wie wirkt sich die fortschreitende Regulierung ihrer Meinung nach auf die Nachwuchsfrage aus? 

Die gestiegenen dem Verbraucherschutz dienenden Qualifikationsanforderungen, die wir ausdrücklich unterstützen, stärken das Berufsbild des Vermittlers und wirken sich positiv auf dessen Image aus.

Aber die fortschreitende Regulierung und die damit einhergehende Einschränkung der unternehmerischen Freiheit durch den Gesetzgeber wird zur Folge haben, dass der jetzt schon bestehende Mangel an Versicherungsvermittlern weiter ansteigt. Und das wird – wie die von uns in Auftrag gegebene Studie der Professoren Dr. Matthias Beenken und Dr. Michael Radtke zeigt – erhebliche Auswirkungen insbesondere auf die private Absicherung des Alters haben.

Was könnten Ihrer Meinung nach geeignete Maßnahmen sein, um das Interesse junger Menschen zu wecken?

Wir müssen der Öffentlichkeit den Wert der Versicherungsvermittler deutlich machen. Deshalb startete der BVK schon vor über zwei Jahren das Projekt „Ehrbarer Kaufmann“, das allen Vermittlern eine zukunftsweisende Identifikationsplattform für ihre Berufsausübung verschaffte und gleichzeitig auf die bedeutende sozialpolitische Rolle der Versicherungsvermittler für das hohe Absicherungsniveau in Deutschland hingewiesen hat.

Als Fortführung wurde in einer zweiten Stufe der Verein Ehrbare Versicherungskaufleute e.V. (VEVK) gegründet, der hohe Anforderungen an die Mitgliedschaft stellt, wie unter anderem die Beibringung von zwei Bürgen, die Vorlage eines polizeilichen Führungszeugnisses und die Unterwerfung unter die Schiedsgerichtsbarkeit der Handelskammer Hamburg.

Ist Ihr Verband auch an weiteren Projekten beteiligt?

Neben diesem Projekt startete der BVK gemeinsam mit anderen Verbänden die Brancheninitiative „gut beraten“, die die laufende Weiterqualifizierung von Versicherungsvermittlern systematisch fördert und diese überprüfbar macht. Außerdem verabschiedete der BVK in diesem Herbst ein neues Berufsbild für Versicherungsvermittler, das die Berufsausübung an Prinzipien der Unabhängigkeit, Fairness, Qualifizierung und Ehrbarkeit ausrichtet.

Die BVK-Complianceregeln komplettieren diese Bemühungen, dem Berufsstand zu der Anerkennung und Achtung zu verhelfen, die ihm aufgrund seiner großen sozial- und gesellschaftspolitischen Bedeutung für die Absicherung des Alters und der Lebensrisiken zukommt.

Interview: Julia Böhne

Foto: BVK

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