Bei Branchenbeobachter Joachim Geiberger kommt das Vorgehen der Branche gut an: „Die Erkenntnis, dass die bestehende Pflegeversicherung die Kosten nur zum Teil abdeckt, weckt bei vielen Menschen den Bedarf nach zusätzlicher Absicherung. Die Reaktion der Branche darauf mit flexiblen Produkten zu agieren, bewerten wir positiv“, sagt der Inhaber und Geschäftsführer des Hofheimer Analysehauses Morgen & Morgen. „So können beispielweise zusätzliche Aufbaustufen als ergänzende Tarife zum Pflege-Bahr-Abschluss hinzugezogen werden, die eine noch bessere Abdeckung des Pflegerisikos ermöglichen.“
Auch in der Bevölkerung stößt der Pflege-Bahr mehrheitlich auf Wohlwollen. 60 Prozent begrüßen dessen Einführung, ergab der MLP-Gesundheitsreport 2014. Darüber hinaus befürworten 73 Prozent der Befragten den Beschluss der Koalition, im Rahmen der gesetzlichen Pflegeversicherung die Pflege von Demenzkranken stärker zu unterstützen – selbst wenn dafür die Beiträge zur Pflegeversicherung signifikant steigen.
Derzeit beträgt der Beitragssatz zur Pflegeversicherung bundeseinheitlich 2,05 Prozent. Kinderlose zahlen 2,3 Prozent. Dass Demenz eine „stärkere mediale Berücksichtigung findet“, gehört nach Meinung von Morgen-&-Morgen-Chef Geiberger zu den positiven Entwicklungen im Pflegemarkt. „Wir gehen davon aus, dass sich die Produktlandschaft weiter an den flexiblen Varianten entwickeln wird.“
Kritik aus den eigenen Reihen
Wenn Analysten kaum etwas zu meckern haben, bedarf es offenbar Mahner aus den eigenen Reihen – frei nach der Devise: „Wenn zu viel Zufriedenheit vorherrscht, ist irgendetwas faul“. Diese Rolle hat erst kürzlich Philipp J. N. Vogel, Vorstand bei der DFV Deutsche Familienversicherung, übernommen.
Zwar sei auch er davon überzeugt, „dass der Schwung, den das Thema Pflegevorsorge im vergangenen Jahr bekommen hat, weiter anhalten wird“, schreibt er in einem Gastbeitrag für Cash.Online. Doch die Kritik lässt nicht lange auf sich warten: Hinsichtlich der Ausgestaltung der Pflege-Tarifbedingungen gebe es für viele Anbieter noch manches zu tun, konstatiert Vogel.
Stärkere Berücksichtigung von Demenz
„Tarife, bei denen der Kunde bei Eintritt des Pflegefalls seine Prämien noch weiterzuzahlen hat, dürfte es zum Beispiel gar nicht geben. Und auch dem Risiko, zum Demenzfall zu werden, müsste mit kundengerechten Ergänzungsoptionen noch viel stärker entgegengewirkt werden.“
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