Am heutigen „Tag der Pflege“ sollte daran erinnert werden, dass Frauen noch immer die Hauptlast der Pflege tragen – und zwar: physisch, psychisch und in den meisten Fällen auch finanziell. Doch Frauen sind oftmals nicht nur Helfer, sondern auch selbst auf Hilfe angewiesen: Sie haben grundsätzlich ein höheres Pflegerisiko als Männer. Dies erfordert eine darauf abgestellte Beratung.
Gastbeitrag von Markus Hierl, DFV Deutsche Familienversicherung AG
Nach einer neuesten Forsa-Studie halten es nur 14 Prozent der Bundesbürger für unwahrscheinlich, später einmal zum Pflegefall zu werden. 86 Prozent sind also der Auffassung, dass das sehr wohl auf sie zutreffen könnte. Die Beschäftigung mit dem Thema ist in den vergangenen Jahren zwar deutlich gestiegen, jeder Dritte gibt aber zu, sich damit noch gar nicht befasst zu haben.
Dass dies auch unter geschlechterspezifischen Gesichtspunkten hochproblematisch ist, zeigt ein Blick auf alle herkömmlichen Prognosen: Demnach wird jeder dritte Mann irgendwann zum Pflegefall werden – bei Frauen ist es sogar jede zweite.
Pflege findet überwiegend in der Familie statt – und ist weiblich
Tatsache ist, dass Frauen heute noch immer die Hauptlast der Pflege tragen. Als Pflegekräfte in Krankenhäusern, Alters- und Pflegeheimen, aber vor allem als Pflegende in der Familie. Auch der Bundesgesundheitsminister hat in einem Interview zur geplanten Pflegereform die Bedeutung der Familienpflege hervorgehoben und sie als „wichtigsten Pflegedienst“ bezeichnet.
Das belegen auch die aktuellen Zahlen. So werden etwa 70 Prozent der Betroffenen zu Hause gepflegt: zu rund 80 Prozent durch weibliche Familienangehörige, teilweise mit zusätzlicher Unterstützung von Pflegediensten oder bei Alleinstehenden ohne Familienangehörige mit persönlicher Assistenz.
Wenn die eigenen Kinder erkranken, sind es meist die Mütter, die zunächst für sie sorgen. Sind beide Eltern berufstätig, ist es ebenfalls überwiegend der weibliche Teil, der seine Berufstätigkeit einschränkt oder den Beruf bei längerer Pflegebedürftigkeit ganz aufgibt. Ähnliches gilt, wenn die eigenen Eltern zum Pflegefall werden. Auch dann trifft es häufig zunächst eher die Töchter als die Söhne.
Frauen häufiger von Demenz betroffen als Männer
Und auch in der Ehe sind es häufiger die Frauen, die sich um den pflegebedürftigen Partner kümmern. Allein schon aufgrund der um durchschnittlich fünf Jahre kürzeren Lebenserwartung von Männern.
Da Frauen umgekehrt also durchschnittlich fünf Jahre älter werden, trifft sie schließlich auch im Alter das Pflegerisiko am härtesten – und zwar als selbst Pflegebedürftige. Und da die Häufigkeit von Demenz mit zunehmenden Alter steigt, werden infolgedessen auch Frauen häufiger davon betroffen als Männer.
Seite zwei: Frauen tragen ein größeres finanzielles Pflegerisiko