Haben sie keinen Partner und Kinder oder wohnen diese nicht in der Nähe, sind sie auf sich alleingestellt. Das erklärt auch den hohen Anteil von Frauen bei der Heimunterbringung: von den 30 Prozent der im Heim lebenden Pflegefälle sind fast 80 Prozent Frauen. Während 79 Prozent der Männer zu Hause gepflegt werden und 21 Prozent im Heim, sind es bei Frauen 65 beziehungsweise 35 Prozent.
Frauen tragen ein größeres finanzielles Pflegerisiko als Männer
Allein aus diesen Umständen geht schon hervor, dass das Thema Pflege Frauen meist viel stärker betrifft als Männer – und zwar: physisch, psychisch und in den meisten Fällen auch finanziell. Gerade hierbei sind Frauen gegenüber Männern deutlich im Nachteil.
Da die normale Erwerbsbiografie von Frauen noch immer mit einer niedrigeren Beschäftigungsquote, geringerem Erwerbseinkommen und einer im Vergleich zu Männern heute noch immer um rund 25 Prozent geringeren Bezahlung einhergeht, sind ihr verfügbares Einkommen und ihre späteren Renten meist sehr viel niedriger als bei den Männern.
Pflegeversorgung auf Hartz-IV-Niveau
Daraus ergibt sich für den überwiegenden Teil der Frauen eine umso größere finanzielle Lücke, wenn sie selbst zum Pflegefall werden. So geht der Pflegereport der Barmer GEK beispielsweise davon aus, das pflegebedürftige Frauen über die gesamte Pflege hinweg einen Eigenbeitrag von durchschnittlich 45.000 Euro aufbringen müssen – und zwar zusätzlich zu den Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung.
Diejenigen, die dann auf einen Heimplatz angewiesen sind, über kein verwertbares Vermögen verfügen oder keinen Unterhaltsanspruch an einen Lebenspartner oder Kinder haben, gelangen dann zwangsläufig in die sprichwörtliche „Pflegefalle“ – eine Pflegeversorgung quasi auf Hartz-IV-Niveau.
Seite drei: Geschlechterspezifische Beratungsaspekte