Sowohl Pflegebedürftige als auch Pfleger beklagen, dass das heutige Pflegesystem zu wenig Raum für persönliche Zuwendung jenseits grundlegender Bedürfnisse wie waschen und kämmen bietet. Kann dieser Zustand überwunden werden?
Knoll: Ja, natürlich! Und zwar mit Geld, denn „gute Pflege“ in einem für alle Betroffenen positiv wahrgenommen Lebensumfeld mit viel Zeit für persönliche Zuwendung und Kommunikation kann nur über private Zusatzvorsorge gelingen. Gleichzeitig geht es aber auch um die Frage, welchen Stellenwert wir guter Pflege in unserer Gesellschaft überhaupt einräumen wollen und wie wichtig es uns ist, die Würde der Betroffenen dabei zu bewahren. Wenn wir vermeiden wollen, dass diese Würde am Ende zum Pflegefall wird, bedarf es einer neuen Vorsorgekultur, die diese im Grunde ethischen Aspekte viel stärker als bisher in den Vordergrund rückt. Ich hoffe, dass uns dies gelingen wird, denn ohne dieses Bewusstsein werden wir die Schwachstellen unseres heutigen Pflegesystems nicht nachhaltig überwinden.
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Welche Erwartungen haben Sie an das künftige Pflegeneugeschäft?
Knoll: An erster Stelle ist meine Erwartung, dass die Makler im Sinne der beschriebenen Vorsorgekultur einer neuen Rolle und damit auch ihrer Verantwortung in der Beratung gerecht werden. Darüber hinaus werden Makler noch stärker als zuvor erkennen, wie wichtig innovative Produktgeber und darauf abgestimmte Vertriebsansätze sind. Auch in Zukunft werden wir als Deutsche Familienversicherung hierfür der maßgebliche Partner sein und in der Pflegevorsorge die Leistungsstandards mit unseren Produkten weiter voranbringen. Darüber hinaus gehen wir fest davon aus, dass das Pflegeneugeschäft weiter zunehmen wird.
Reitzler: Ich sage unseren Vertriebspartnern immer, wir brauchen das „dreifache G“: Ein Pflegeprodukt bringt einerseits Glück im Sinne von Zeit, Wärme und Menschlichkeit für alle Beteiligten. Es gibt das zweite G, das heißt Gold: Jeder Vermittler hat einen Goldschatz, auf dem er sitzt, nämlich seinen Bestand, in dem er das Thema Pflege platzieren kann. Und das letzte ist dann Geld. Einer muss es bezahlen, und der andere bekommt Geld dafür. Glück, Gold und Geld, das ist der Dreiklang.
Das Gespräch führte Lorenz Klein.
Fotos: Stefan Malzkorn / DFV