Cash. sprach mit drei Managern der Privaten Krankenversicherung (PKV) über die Vorteile des betrieblichen Gesundheitsmanagements, die Portabilität der Altersrückstellungen und das immer wiederkehrende, leidige Thema Bürgerversicherung.
Mit dem Wegfall der Steuerfreigrenze von 44 Euro zu Jahresbeginn ist der betrieblichen Krankenversicherung (bKV) ein wichtiges Abschlussargument weggefallen. Ist das nicht problematisch?
Alexander Brams, Vorstand Nürnberger Krankenversicherung: Das wäre nur dann der Fall, wenn eine betriebliche Krankenversicherung allein unter dem Aspekt der steuerlichen Ersparnis verkauft wird. In der Argumentation des Vertriebs geht es aber vor allem darum, den qualitativen Mehrwert einer bKV-Lösung für den Arbeitgeber zu betonen, etwa eine verbesserte Bindung von Arbeitnehmern – insbesondere vor dem Hintergrund, dass qualifizierte Fachkräfte immer stärker gesucht werden. Wenn das entsprechende Tarifwerk vorhanden ist, dürften die Versicherer diesem Bereich auch in Zukunft überzeugen.
Michael Albrecht, Hauptabteilungsleiter Maklervertrieb, Barmenia Versicherungen und Geschäftsführer der Adcuri: Aber richtig ist auch, dass die Diskussion um die 44 Euro zu einer Verunsicherung in den Vertrieben geführt hat. Der Wegfall der steuerlichen Begünstigungen ist schlichtweg ein Unsicherheitsfaktor. Da sagt sich mancher Makler: An das Thema gehe ich nicht mehr ran.
Gleichwohl bleibt die bKV ein Zukunftsmarkt, denn viele Arbeitgeber sind der Meinung, dass die bAV für den Arbeitnehmer als „zu weit weg“ empfunden wird. Dagegen bietet die bKV unmittelbare Vorteile – beispielsweise durch privatärztliche Behandlung und Einbettzimmer.
Lässt sich die Verunsicherung im Vertrieb auch in den Zahlen ablesen?
Udo Drexler, Geschäftsführer Consal Maklerservice (CMS): Eine Verunsicherung der Vertriebe haben wir bislang nicht gespürt. Es ist nachgewiesen, dass ein Unternehmen, das in die Gesundheitsversorgung der Mitarbeiter investiert, letztlich ein Mehrfaches der investierten Kosten spart, weil die krankheitsbedingten Ausfälle zurückgehen.
Zudem kann das Unternehmen auf einen Imagegewinn hoffen, wenn es ein betriebliches Gesundheitsmanagement aufbaut und dadurch zeigt, dass es in seine Mitarbeiter investiert. Insofern ist das Thema der steuerlichen Absetzbarkeit eher zu vernachlässigen.
Welches Potenzial hat für Sie das betriebliche Gesundheitsmanagement?
Drexler: Ein großes! Wir werden das betriebliche Gesundheitsmanagement intensiv weiterentwickeln, um Arbeitgeber künftig auch von einer Gruppenversicherung mit einer individuellen bKV-Lösung zu überzeugen. Denn sie ist aus meiner Sicht der nächste logische Schritt.
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