Zweitens habe die verpflichtende Einführung von Unisex-Tarifen Ende 2012 bei vielen potenziellen Kunden zu einer abwartenden Haltung geführt. Drittens wurde der Neuzugang im Vergleich zu früheren Jahren auch verringert durch die Abkehr mehrerer großer Versicherer von Billigtarifen.
Ansehen der PKV so schlecht wie nie zuvor
Lediglich die Debeka, die mit 2,2 Millionen Vollversicherten mehr als ein Viertel des gesamten Marktes repräsentiert, ist auch 2012 weiter gewachsen, ohne Billigtarife, Provisionsexzesse und exorbitante Beitragssprünge.
Dennoch: Das Ansehen der PKV ist so schlecht wie nie zuvor, heißt es bei der Unternehmensberatung Bain & Company. Sie empfiehlt der Branche konkrete Veränderungen ihrer Geschäftsmodelle. „Auf der Einnahmenseite können eine klare Tarifstruktur und ein organisiertes Wechselmanagement künftig dafür sorgen, dass jeder Versicherte die Police erhält, die seinem Risikoprofil entspricht. Das erfordert neben einer intelligenten Vertragsarchitektur auch eine umfassende Beratung“, heißt es in den Empfehlungen.
Mit Zusatzversicherungen haben die PKV-Unternehmen in den vergangenen Jahren viel Erfolg gehabt. 2012 wurden 572.000 neue Zusatzversicherungen gezeichnet, sodass sich die Anzahl per Jahresultimo auf gut 23 Millionen erhöhte. Das spülte knapp 20 Prozent der gesamten Beitragseinnahmen der PKV in die Kassen, Tendenz stagnierend.
Hinzu kommen reichlich 24,7 Millionen Auslandsreise- Krankenversicherungen. Die Leistungseinschnitte bei der GKV treiben immer mehr gesetzlich Versicherte in die PKV. Die eher kleinpreisigen Verträge bieten zu drei Vierteln reine Ergänzungen zur GKV in Form von ambulanten und Zahnarztleistungen sowie bessere Unterbringung und Chefarztbehandlung im Krankenhaus.
Wie geht es für die PKV weiter?
„Der reine Umdeckungsverkauf geht zurück; der Qualitätsverkauf wird wegen der Stornohaftung stärker im Fokus stehen“, glaubt Marktbeobachter Güssler. Pflegeversicherungen bieten echte Neugeschäfts-Ansatzpunkte.
Bei den Zusatzversicherungen stehen laut Güssler Zahntarife weiter vorne an. Der Map-Report kritisiert in seiner jüngsten Bilanzanalyse allerdings, dass das Umdeckungsgeschäft 2012 weiter angestiegen sei. Die Central erlitt dadurch einen Verlust aus den Alterungsrückstellungen von 105,5 Millionen Euro, während HanseMerkur einen Gewinn von knapp 51 Millionen Euro einfuhr.
Ob sich die Branche damit selbst einen Gefallen erweist, sich untereinander die Kunden abzujagen und somit vor allem Kosten in Form von Provisionszahlungen zu verursachen, ist fraglich. Es sind bessere Ideen gefragt, denn die Gefahren der demografischen Entwicklung kann man auf diese plumpe Weise nicht bekämpfen.
Autor Detlef Pohl ist freier Wirtschaftsjournalist und Versicherungsexperte in Berlin.
Foto: Debeka / Shutterstock