Künftige Kunden von Lebensversicherungen müssen sich nach Einschätzung von Branchenexperten auf weitere Einschnitte beim Garantiezins einstellen. Nach 2016 könne der sogenannte Höchstrechnungszins weiter unter Druck geraten.
Dies sagte der Vorstandsvorsitzende der einflussreichen Deutschen Aktuarvereinigung (DAV), Wilhelm Schneemeier, am Mittwoch der Onlineausgabe des „Handelsblatts“.
Aus seiner Sicht müssen die Garantien „nicht zwingend niedriger werden, aber in jedem Fall über eine kürzere Laufzeit zugesagt werden.“
Von vier auf 1,25 Prozent
Die DAV-Versicherungsmathematiker hatten Anfang des Jahres empfohlen, den Garantiezins für Neuverträge des Altersvorsorgeklassikers 2016 bei derzeit 1,25 Prozent zu belassen.
Die endgültige Entscheidung trifft das Bundesfinanzministerium auf Grundlage der DAV-Berechnungen und Empfehlungen der Finanzaufsicht Bafin.
Mitte der 1990er Jahre lag der Garantiezins klassischer Lebensversicherungen noch bei 4 Prozent. Angesichts der Niedrigzinsen am Kapitalmarkt sinkt er seit geraumer Zeit.
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Das Problem der Branche: Das Geld der Lebensversicherungen steckt vor allem in festverzinslichen Wertpapieren, die derzeit kaum noch etwas abwerfen. Den Unternehmen fällt es daher zunehmend schwer, die hohen Garantien der Vergangenheit zu erwirtschaften.
„Der von den Finanzmärkten vorgegebene Rahmen ist derzeit wirklich frustrierend“, sagte Schneemeier. Er gehe zwar davon aus, dass die Versicherer ihre Garantien trotz des Zinstiefs über die vorgesehene Zeitstrecke bedienen könnten. „Allerdings setzt es manche Unternehmen unter Druck, ihre Garantien bereits in den nächsten paar Jahren vorfinanzieren zu müssen“.
Quelle: dpa-Afx
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