Geringverdiener können mit der Riester-Rente laut einer neuen Studie vergleichsweise hohe Renditen erzielen. Das ist das überraschende Ergebnis einer Erhebung der Deutschen Rentenversicherung Bund, die am Dienstag in Berlin präsentiert wurde. Die staatlich geförderte Altersvorsorge stand zuletzt in deutlicher Kritik.
Bei Menschen mit niedrigem Einkommen und Personen mit mehreren Kindern sei das Verhältnis zwischen Leistungen und Beiträgen im Schnitt günstiger als bei Gutverdienern und Kinderlosen, so die neue Studie. Wegen der im Schnitt höheren Lebenserwartung und somit längeren Rentenlaufzeit gelte dies auch für Frauen. Unterm Strich könnten alle Versicherten mit durchschnittlicher Lebenserwartung erwarten, mehr Riester-Rente zu bekommen als sie an Beiträgen eingezahlt hätten.
Deutsche Rentenversicherung bemisst die Rendite anders als das DIW
Erst vor wenigen Tagen hatte eine Studie der Freien Universität Berlin und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung für Aufsehen gesorgt: Die oberen 20 Prozent der Einkommensskala erhalten demnach 38 Prozent der staatlichen Fördersumme – die unteren 20 Prozent aber nur sieben Prozent. Die Schlussfolgerung lag nahe, dass Riestern Geringverdienern wenig nutze.
Die Experten der gesetzlichen Rentenversicherung erläuterten nun, anders als die Autoren dieser Studie hätten sie alleine die Perspektive der Anleger eingenommen: Sie betrachteten die Rendite nach Steuern gemessen an den Beiträgen.
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Beispiel: Ein Mann mit einem Bruttoeinkommen von knapp 35 000 Euro kann bei einem Versicherungsbeginn im Alter von 20 Jahren mit einer Rendite von 2,8 Prozent rechnen. Hat er nur 25 Prozent dieses für die Rentenversicherung einschlägigen Durchschnittseinkommens, kommt er auf 5,9 Prozent Rendite. Bei 50 Prozent sind es noch 3,3 Prozent. Angenommen werden in der Rechnung ein Kind und ein als realistisch eingeschätzter Zins von 3,25 Prozent bei dem Versicherer. Mit steigender Kinderzahl steigt auch das Renditenplus der Geringverdiener.
Hohe Kinderzahl zahlt sich laut Studie aus
„Bei hoher Kinderzahl und geringem Einkommen dürfte es schwierig sein, ein Altersvorsorgeprodukt mit einer höheren Rendite zu finden“, sagte Studienautor Christian Rieckhoff. Er wies aber darauf hin, dass die Rendite – also das Verhältnis von Leistungen und Beiträgen – nichts über die Höhe der Renten aussagt. Außerdem müssen Menschen mit geringem Einkommen fürchten, dass ihre Riestereinkünfte im Alter angerechnet werden, insofern sie Grundsicherung beziehen.
Rieckhoff riet, deshalb nicht auf die renditestarke Riester-Rente zu verzichten – schließlich könnten bis zur Rente andere gesetzliche Regeln für die Grundsicherung gelten oder das eigene Einkommen steigen.
Riester-Sparer müssen jährlich vier Prozent ihres Einkommens einzahlen, wenn sie in den Genuss der staatlichen Zulage von 154 Euro kommen wollen. Die staatlichen Zulagen machten im vergangenen Jahr 2,8 Milliarden Euro aus.
Die Rentenversicherung wies den Vorwurf zurück, sie betreibe mit ihrer eher positiven Riester-Darstellung das Geschäft der Versicherungswirtschaft. Es sei politisch entschieden, dass das Rentenniveau, also der Grad der gesetzlichen Alterssicherung, sinkt. „Viele Leute wissen nicht, wie sie darauf reagieren sollen“, sagte Rieckhoff. Die Erhebung diene der Information der Versicherten.
Quelle: dpa-AFX
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