Wie stellt sich die deutsche Lebensversicherung in fünf Jahren dar? Fundamental anders, meint Marktbeobachter Dr. Carsten Zielke. Sowohl die Zahl der Anbieter als auch der Anteil der Garantieprodukte werde deutlich zurückgehen, sagte Zielke im Rahmen einer Podiumsdiskussion in Hamburg. Auf eine baldige Zinswende kann die Branche nach Ansicht des Finanzexperten Eckhard Sauren nicht bauen.
Die Entwicklung der globalen Kapitalmärkte wirkt sich zunehmend auf die Produktstrategien der Lebensversicherer aus. „Die Produktvielfalt in der Lebensversicherung wird rasant zunehmen“, prognostizierte Dr. Florian Schreiber vom Institut für Versicherungswirtschaft an der Universität St. Gallen in seinem Vortrag vor rund 100 Versicherungsmaklern, die am Dienstag der Einladung des britischen Versicherers Standard Life nach Hamburg folgten.
Produktvielfalt geht mit Produktsterben einher
Doch damit eine neue Produktvielfalt überhaupt entstehen kann, sind die Versicherer erst einmal gefordert, ihre „Produktplantage“ – ganz im Sinne eines guten Landwirts – kräftig umzugraben und neu zu bepflanzen. Dazu gehört es manchmal auch, sich von einst bewährten Nutzpflanzen zu trennen, wenn sich die Hoffnungen auf ein weiteres gedeihliches Wachstum nicht erfüllen – zumal, wenn sich die klimatischen Bedingungen dramatisch verändern.
So gesehen hatte Gastgeber Paul Matthews, CEO UK & Europe von Standard Life, in diesem Frühjahr gleich ein ganzes Feld umgepflügt. Denn seit dem 20. April wird das britische Pendant zur klassischen Lebensversicherung – die „With Profits“-Produkte – in Deutschland und Österreich nicht mehr angeboten. Als Grund für den Verzicht gab das Unternehmen „veränderte Kapitalmarktbedingungen“ an, weshalb das Gewähren von Garantien nicht mehr zukunftsfähig sei.
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Sind Garantien noch zukunftsfähig?
Die Einstellung des Neugeschäfts von Garantieprodukten sei in Deutschland als eine „kurzfristige“ Entscheidung aufgefasst worden, sagte Matthews. Tatsächlich habe man sich aber mit der Entscheidung Zeit gelassen, erklärte der Standard-Life-UK-Chef vor dem Hintergrund, dass Deutschland das letzte verbliebene Land gewesen sei, in dem With-Profits-Produkte des Versicherers noch abgeschlossen werden konnten.
Gleichwohl will Standard Life seine Abkehr vom Garantie-Segment nicht als beginnenden Rückzug aus dem deutschen Markt verstanden wissen – ganz im Gegenteil. Deutschland sei „ein spannendes und reiches Land“, das vor vielen Veränderungen in der Altersvorsorge stehe, sagte Matthews. Man sehe hier „große Möglichkeiten“. Künftig wollen die Briten die deutschen Sparer verstärkt vom Nutzen fondsgebundener Vorsorgeprodukte überzeugen.