Lebensversicherung im Wandel: Mehr Aktien, bitte!

Die Mischung macht’s – doch trifft dies auch auf die neuen hybriden Produkte in der Lebensversicherung zu? Branchenexperten stören sich daran, dass Policen mit Beitragsgarantie kaum in Aktien investiert sind und dadurch Renditepotenzial verschenken.

Dr. Mark Ortmann vom ITA rät den Versicherern: „Weniger reaktiv verwalten, mehr strategisch nach vorn denken.“

„Für die Sicherheit Ihrer Beiträge sorgten schwerpunktmäßig festverzinsliche Anlagen in stabile Emittenten mit höchster Bonität“, heißt es in einer Produktbroschüre der Versicherungskammer Bayern (VKB) zur Anfang 2015 eingeführten „PrivatRente Plus“ und weiter: „Wir garantieren, dass zum Ende der Laufzeit mindestens die eingezahlten Beiträge sowie die garantierte Rente zur Verfügung stehen“.

Zudem wirbt die VKB mit „attraktiven Überschussanteilen“, die dem Kunden jährlich gutgeschrieben werden. Dadurch erhöhe sich das Gesamtkapital, das für die spätere Verrentung zur Verfügung stehe.

ITA moniert geringe Aktienbeteiligung in Mischprodukten

So geschickt die Marketingabteilungen der Versicherer auch dabei vorgehen, festverzinsliche Anlagen trotz Niedrigzinsphase als attraktiv und zugleich verlässlich zu verkaufen, der Produktexperte Dr. Mark Ortmann, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Transparenz (ITA) in Berlin, sieht die neuen Garantieprodukte der Assekuranz durchaus kritisch: „Mit Anleihen kann man bis auf Weiteres keine interessanten Renditen erzielen. Selbst Mischprodukte, die eine Beitragsgarantie bieten, legen kaum in Aktien an.“

Klassik nicht vor dem Untergang

Ortmann bedauert es, dass den deutschen Kunden „wieder einmal die Aktienmärkte davonlaufen“. Dort gebe es noch interessante Renditen, doch die Mehrzahl der deutschen Kunden sei nicht dabei.

Aus Sicht des ITA-Chefs haben die Versicherer zu dieser Situation beigetragen. Der Vertrieb habe es nicht geschafft, „ein Umparken im Kopf der Kunden“ herbeizuführen. Die einzige vernünftige Lösung für Kunden seien Sachwertanlagen, „also möglichst hohe Anteile an Aktienfonds“, betont Ortmann. In diese Richtung werde die Produktentwicklung weitergehen, ist der Fachmann überzeugt.

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Professor Dr. Fred Wagner vom Institut für Versicherungslehre an der Universität Leipzig dürfte seinem Kollegen aus Berlin zustimmen: „Die Lebensversicherer werden ihren Schwerpunkt auf Produkte legen, die mit reduzierten Garantien auskommen und somit weniger unternehmerische Risiken bergen, das heißt weniger Kapital binden.“

Wagner rechnet deshalb damit, dass die Branche auch künftig verstärkt Produkte auf den Markt bringen wird, die einerseits eine Bruttobeitragsgarantie aufweisen, andererseits kapitalanlageorientierte Elemente beinhalten, „also von hybrider Natur sind“.

Seite zwei: Lebensversicherung nicht bedroht

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