„Die Lösung muss vom Versicherer selbst kommen“

Jüngst hatte der Talanx-Konzern angekündigt, spätestens ab Ende 2016 nur noch neuartige Verträge mit weniger Garantien anzubieten. Wie hilfreich kann so ein Schritt sein?

Das ist eines von vielen Beispielen neuer Ideen in der Branche. Wir werden in den nächsten Jahren noch viel mehr davon sehen. Für aktuell viel wichtiger halten wir den Blick auf die vielen Millionen bereits bestehenden Versicherungsverträge, um die bereits bestehenden Kunden zufrieden zu stellen. Deshalb unser Fokus auf die Neuausrichtung der Kapitalanlage, um ausreichende Erträge für die bestehenden Versicherungsnehmer zu erwirtschaften.

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Inwieweit kann eine Beimischung mit Infrastrukturinvestments zu einer Entspannung der Situation beitragen?

Infrastrukturinvestments bieten interessante Möglichkeiten, langfristige Verbindlichkeiten zu bedecken. Für Lebensversicherer und Pensionsfonds ist das prinzipiell ein interessantes Thema. Die Entwicklung steht hier aber noch am Anfang, weil der Markt und die damit verbundene Gesetzgebung sich nur langsam entwickelt. Für die Breite der institutionellen Investoren gestaltet sich der Aufbau von Infrastrukturinvestments sehr schwierig. Der Markzugang ist eine Herausforderung und komplex. In der Praxis sehen wir eine ganze Bandbreite von Anlagealternativen, die sich für Versicherer bieten und bereits gut etablierte Märkte aufweisen. Einige Beispiele sind Unternehmensdarlehen in Form von Private Credit, Senior Secured Loans und Hypotheken. Etwas exotischer – jedoch langfristig interessant – sind Emerging Markets-Unternehmensdarlehen.

Halten Sie es für möglich, dass der Gesetzgeber den Versicherern noch einmal zu Hilfe eilen wird, etwa beim Thema Zinszusatzreserve?

Die Gesetzgebung wird sich auch in diesem Thema weiter entwickeln, aber das wird von ruhiger Hand geschehen. Das Beispiel Zinszusatzreserve zeigt, dass gut gemeinte Regulierungskonzepte in der Praxis unerwartete und auch unerwünschte Effekte haben können. Im Nachhinein wäre eine kontroversere Diskussion vor Einführung der Zinszusatzreserve wünschenswert gewesen. Die so wichtige Planungssicherheit kann für die Unternehmen nur existieren, wenn die Konzepte in der Praxis in unterschiedlichen Kapitalmarktszenarien auch funktionieren. Die von Versicherern verlangte Nutzung von Szenarioanalysen sollte auch im Gesetzgebungsprozess ein standardmäßiges Tool sein, um Auswirkungen von Gesetzen abzuschätzen.

Interview: Lorenz Klein

Foto: NN Investment Partners

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