Branchenkollege Schrameier fasst die Schwierigkeiten in der Kapitalanlage in einem Satz zusammen: „Es gibt keinen risikolosen Zins mehr.“ Demnach sei es erforderlich, so der WWK-Chef, in risikobehaftete Anlageklassen zu investieren, um eine angemessene Rendite erzielen zu können – „seien es Aktien, ausländische Staatsanleihen oder indirekte Immobilieninvestments, um nur ein paar Beispiele zu nennen“.
„Kapitalmärkte bieten Chancen“
Chancen böten die Kapitalmärkte nach wie vor, ist Schrameier überzeugt, sie zu nutzen sei insbesondere den Gesellschaften möglich, die aufgrund ihrer Ausstattung mit Reservemitteln eine ausreichend hohe Risikotragfähigkeit aufweisen. Dazu zählt der Versicherungsmanager auch sein eigenes Haus, das er als „außerordentlich substanzstark“ bezeichnet.
„Auf dieser Grundlage konnte unser Kapitalanlagemanagement in den letzten Jahren auch unter den aktuell schwierigen Bedingungen sehr positive Kapitalanlageergebnisse erwirtschaften.“
Nach eigenen Angaben weist die WWK mit 5,6 Prozent unter den 50 größten deutschen Lebensversicherern für das Jahr 2013 den höchsten Wert bei der Nettoverzinsung auf. Diesen Wert habe man im vergangenen Jahr mit 5,7 Prozent noch einmal erhöhen können.
„Das Unternehmen befindet sich daher in einer hervorragenden strategischen Ausgangslage, um die hohen Anforderungen durch die Niedrigzinsphase zu meistern“, gibt sich Schrameier optimistisch.
Befremdlicher Optimismus
Spiegelt man die Zuversicht des WWK-Chefs mit der Stimmung in der Branche, ergibt dies ein fast schon befremdliches Bild. „Über die Zeit hinweg werden die Lebensversicherer im jetzigen Niedrigzinsumfeld in zunehmendem Maße Probleme bekommen“, erwartet Marktanalyst Haid.
„Diese umfassen sowohl das Neugeschäft, das angesichts der hohen Abschlusskosten in Relation der Kapitalmarktzinsen unter Druck gekommen ist, als auch den Bestand. Wir gehen davon aus, dass der Branche ein Rekapitalisierungsund Konsolidierungsprozess bevorsteht, der sich allerdings über einen längeren Zeitraum hinweg streckt.“
Viele Lebensversicherer würden „Kapital aufnehmen beziehungsweise zurückbehalten“, prognostiziert Haid, um ihre Solvabilität zu verbessern und die Solvency-II-Anforderungen zu erfüllen.
Lebensversicherer, denen das nicht gelinge, müssten von anderen Lebensversicherern übernommen werden – ansonsten würden sie ein Fall für den Sicherungsfonds beziehungsweise für die Auffanggesellschaft Protektor.
„Wir gehen davon aus, dass der politische Druck auf die Branche groß sein wird, eine Lösung für in Schwierigkeiten geratene Lebensversicherer zu finden“, betont der Experte von der MainFirst Bank. (lk)
Foto: Shutterstock