„Zinszusatzreserve wirkt disziplinierend auf Lebensversicherer“

Im zweiten Teil des Cash.-Interviews spricht Michael Haid, Senior Analyst bei der MainFirst Bank AG, über mögliche Strategien, die den Lebensversicherern im Niedrigzinsumfeld zur Verfügung stehen.

„Wir gehen davon aus, dass der politische Druck auf die Branche groß sein wird, eine Lösung für in Schwierigkeiten geratene Lebensversicherer zu finden“.

Cash.: Ihr Haus erwartet, dass der Branche der Lebensversicherer ein „Umwälzungsprozess“ bevorsteht. Wie wird dieser Prozess ablaufen?

Haid: Über die Zeit hinweg werden die Lebensversicherer im jetzigen Niedrigzinsumfeld in zunehmendem Maße Probleme bekommen. Diese umfassen sowohl das Neugeschäft, das angesichts der hohen Abschlusskosten in Relation der Kapitalmarktzinsen unter Druck gekommen ist, als auch den Bestand. Wir gehen davon aus, dass der Branche ein Rekapitalisierungs- und Konsolidierungsprozess bevorsteht, der sich allerdings über einen längeren Zeitraum hinweg streckt.

Das heißt, viele Lebensversicherer werden Kapital aufnehmen beziehungsweise zurückbehalten, um ihre Solvabilität zu verbessern und die Solvency-II-Anforderungen zu erfüllen. Lebensversicherer, denen das nicht gelingt, müssen von anderen Lebensversicherern übernommen werden – ansonsten werden sie ein Fall für den Sicherungsfonds beziehungsweise für die Auffanggesellschaft Protektor. Wir gehen davon aus, dass der politische Druck auf die Branche groß sein wird, eine Lösung für in Schwierigkeiten geratene Lebensversicherer zu finden.

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Welche Möglichkeiten bleiben den Gesellschaften, um gegenzusteuern? 

Wir haben in unserer Studie zehn Eskalationsstufen beschrieben, die ergriffen werden können, um dem Niedrigzinsumfeld zu begegnen. Einzelne Lebensversicherer werden ihr Neugeschäft einstellen oder Produkte mit geringen Garantien anbieten, die nur die Rückzahlung der einbezahlten Beiträge garantieren. Die Überschussbeteiligungen werden weiter gesenkt werden müssen und ein größerer Anteil in die Schlussüberschussanteile gesteckt werden, die größere Flexibilität erlauben.

Seite zwei: „Kosten einsparen und Effizienz erhöhen“

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