Geringe Katastrophenschäden und ein starkes Lebensversicherungsgeschäft haben der Allianz im Sommer einen überraschend kräftigen Gewinnsprung beschert. Unter dem Strich stand im dritten Quartal ein Überschuss von knapp 1,9 Milliarden Euro und damit rund 37 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie Europas größter Versicherer am Freitag in München mitteilte.
Alle drei Sparten warfen mehr ab, besonders im Geschäft mit Lebens- und Krankenversicherungen verdiente der Dax-Konzern deutlich mehr.
Insgesamt stieg der operative Gewinn um 18 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Analysten hatten mit einem deutlich geringeren Anstieg gerechnet. Für das Gesamtjahr sieht Finanzvorstand Dieter Wemmer den Versicherer auf Kurs zu dem geplanten operativen Gewinn in Höhe von zehn bis elf Milliarden Euro. Analysten gingen zuletzt im Schnitt von rund 10,4 Milliarden Euro aus.
Aktie gewinnt vorbörslich an Wert
Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten zunächst gut an. Im vorbörslichen Handel bei Lang & Schwarz gewann die Allianz-Aktie am Morgen rund ein Prozent an Wert, auf der Handelsplattform Tradegate notierten die Papiere mehr als eineinhalb Prozent im Plus.
„Unsere Bemühungen, das Geschäft in einem sehr schwierigen Umfeld weiterzuentwickeln, zahlen sich aus“, sagte Dieter Wemmer. In vielen Geschäftsbereichen machte er ein nachhaltiges profitables Wachstum aus. Im dritten Quartal stieg der Konzernumsatz um ein halbes Prozent auf 27,7 Milliarden Euro.
Auf die ersten neun Monate gesehen liegt die Allianz jedoch weiterhin hinter dem Vorjahr zurück. Beim operativen Ergebnis von acht Milliarden Euro beträgt der Rückstand knapp zwei Prozent, beim Überschuss von 5,1 Milliarden beläuft er sich auf gut ein Prozent. Dies lag vor allem an hohen Katastrophenschäden durch die schweren Unwetter in Deutschland und Frankreich im Mai und Juni sowie dem geplanten Verkauf des Südkorea-Geschäfts, der zur Jahresmitte hohe Abschreibungen in der Bilanz verursacht hatte.
Geringe Großschäden
Im dritten Quartal blieben hohe Schäden durch Naturkatastrophen weitgehend aus. Von den Prämieneinnahmen im Schaden- und Unfallgeschäft konnte die Allianz nach Abzug der Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb daher mehr Gewinn einstreichen als ein Jahr zuvor. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich überraschend von 94,1 auf 93,5 Prozent. Ihren operativen Gewinn steigerte die größte Sparte des Konzerns daher um vier Prozent auf 1,4 Milliarden Euro.
Kräftiger aufwärts ging es bei den Lebens- und Krankenversicherungen, die mit einem operativen Gewinn von 1,1 Milliarden Euro gut anderthalb mal so viel abwarfen wie ein Jahr zuvor. Nachdem im Sommer 2015 hohe Rückstellungen für das Südkorea-Geschäft das Ergebnis belastet hatten, profitierte die Allianz nun von höheren Gewinnspannen bei der Kapitalanlage in den USA und Frankreich.
Pimco zieht wieder mehr Geld an
In der Vermögensverwaltung gelang es der Allianz, den mehr als drei Jahre anhaltenden Abfluss von Milliardensummen bei der US-Tochter Pimco zu drehen. Im dritten Quartal verzeichnete der Anleihen-Manager aus Kalifornien netto die ersten Mittelzuflüsse von externen Anlegern seit dem zweiten Quartal 2013. In den Monaten Juli bis September beliefen sie sich den Angaben zufolge auf 4,7 Milliarden Euro. Vor allem nach dem Rauswurf des Pimco-Mitgründers Bill Gross im September 2014 hatten Anleger hohe Summen aus den Fonds abgezogen.
Der kleineren Fondstochter Allianz Global Investors floss im dritten Quartal von externen Anlegern netto rund 1,5 Milliarden Euro zu. Auch beim Gewinn der gesamten Allianz-Vermögensverwaltung ging es wieder leicht nach oben. Insgesamt stieg das operative Ergebnis im Jahresvergleich von 600 auf 604 Millionen Euro. (dpa-AFX)
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