In Zeiten des Niedrigzinses stellt sich die Frage, was ein gutes bAV-Produkt auszeichnet, das nicht nur heute, sondern auch in Zukunft unter veränderten Marktbedingungen funktioniert? Zwei Modelle sind denkbar, schreibt Ralf Weissenfels vom Deutschen Kompetenznetzwerk DK bAV eG, in seinem Gastbeitrag.
Versicherer suchen händeringend nach lukrativen Kapitalanlagen. Für sie wird es immer schwerer, ihre Garantieversprechen zu erfüllen. Nicht nur die Zinszusatzreserve, eine gesetzlich vorgeschriebene Rückstellung für erteilte Garantieverpflichtungen, entwickelt sich zur Belastung, sondern auch fehlende Anlagemöglichkeiten. Angesichts von Renditen von 0,2 Prozent für zehnjährige Bundesanleihen grenzt es nahezu an Zauberei, eine Verzinsung von drei und mehr Prozent in alten Versicherungsbeständen zu erzielen. Kein Wunder, dass immer mehr Lebensversicherer aus dem klassischen Geschäft aussteigen.
Arbeitgeber wollen Haftungsrisiko so gering wie möglich halten
Die Niedrigzinsphase ist spürbar und beeinträchtigt die betriebliche und private Altersvorsorge. Für Verbraucher wird das Sparen immer teurer, denn sie müssen mehr Geld zur Seite legen, um ihre angestrebten Rentenziele zu erreichen. Und das in einer Zeit, in der das gesetzliche Rentenniveau ohnehin sinkt.
Garantien machen eine bAV im Zinstief teuer
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, was also ein gutes bAV-Produkt auszeichnet, das nicht nur heute, sondern auch in Zukunft unter veränderten Marktbedingungen funktioniert? Im Fokus des Arbeitgebers steht es sicherlich, das Haftungsrisiko für ihn so gering wie möglich zu halten. Arbeitnehmer lassen sich allzu häufig von einem ausgeprägten Sicherheitsbedürfnis und einer Risikoaversion bei der Entscheidung für ein bAV-Produkt leiten. Beratungsgespräche werden in höchstem Maß von Emotionen bestimmt, wenn dem Kunden mit Garantien die absolute Sicherheit versprochen wird. Doch Sicherheit kostet Rendite und Geld. Garantien machen eine bAV im Zinstief teuer. Darüber wird zu wenig gesprochen.
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Dazu ein hochinteressantes Ergebnis, das zum Nachdenken über Garantien veranlassen kann: Die Frankfurt School of Finance & Management hat sich in einer Studie den Garantiekosten in der Altersvorsorge gewidmet. So wurden die Kosten untersucht, die einem Anleger entstehen, wenn sein Sparplan mit einer hundertprozentigen Garantie für die eingezahlte Sparbeiträge ausgestattet ist. Dazu ein Beispiel aus der Studie: Eine 25-jährige Anlegerin zahlt über 42 Jahre lang monatlich 50 Euro in einen Sparplan ein. Auf Basis des heutigen Zinsniveaus lägen die Garantiekosten im Vergleich zu dem Zinsniveau im Jahr 2000 um das Fünffache höher. In diesem Beispielfall würde das einer Summe von 140.000 Euro entsprechen.