Professor Thomas Dommermuth, Steuerberater und Vorsitzender des Beirats des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung, spricht über Vor- und Nachteile der Produkte für die Zielgruppe 50plus und erläutert, was er von einem späteren Renteneintritt hält.
Cash.: Verfügt die Versicherungsbranche bereits über die geeigneten Produkte für die Best Ager, um als selbstbewusster Wettbewerber der Banken auftreten zu können?
Dommermuth: Die Produkte sind meines Erachtens konkurrenzfähig. In jeder der drei Schichten können Sie neben den versicherungsförmigen auch kapitalmarktorientierte Produkte im Gewand einer Lebens- oder Rentenversicherung erwerben. Verpacken Sie Investmentfonds in einem Versicherungsmantel, hat dies im Gegensatz zum reinen Fonds sogar noch Steuervorteile, da die Steuerpflicht der Leistung erst bei Zufluss entstehen wird.
Darüber hinaus können Sie bei einem Versicherungstarif die später zur Anwendung kommenden biometrischen Rechnungsgrundlagen teilweise bereits heute einkaufen; würden Sie hingegen einen reinen Fonds ansparen, um aus seinem späteren Veräußerungserlös eine Leibrente zu erwerben, ginge ein Teil der Performance für den dann wohl ungünstigeren Rentenfaktor verloren, was den Steuernachteil noch verschärfen würde. Verstehen Sie mich nicht falsch: Beide Produktwelten haben ihre Vor- und Nachteile. Ich sehe daher eine volle Berechtigung und einen Anreiz für beide Welten.
Wo sehen Sie bei den Versicherungsprodukten gegebenenfalls noch Verbesserungsbedarf?
Verbesserungsbedarf sehe ich darin, dass auch in der Rentenphase kapitalmarktorientiert angelegt werden sollte. Bei Verrentungszeiträumen von über 20 Jahren und den aktuell sehr niedrigen Zinsen wäre dies sinnvoll. Reformbedarf sehe ich zudem bei den rechtlichen Rahmenbedingungen: Ich halte es für völig falsch, dass eine Basisrente keine Kapitaloption ermöglicht. Auch wäre es meines Erachtens überhaupt kein Problem, den engen Hinterbliebenenkreis bei jener Vorsorgeform über Ehegatten und Kinder hinweg auszudehnen.
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In der betrieblichen Altersversorgung wäre eine Absenkung des steuerbilanziellen Rechnungszinses unter die gegenwärtigen unsäglichen sechs Prozent dringend geboten. Darüber hinaus sollte man die Unterstützungskasse auch für echte kapitalmarktorientierte Produkte öffnen, Beitragsschwankungen und damit zum Beispiel die Entgeltumwandlung mit Tantiemen zulassen und sie damit aus der Steinzeit herausholen und zeitgemäß ausgestalten.
Seite zwei: „Finanzierungsstress bei der privaten Vorsorge würde abnehmen“