Die betriebliche Krankenversicherung (bKV) gilt unter Marktbeobachtern als „schlafender Riese“. Versicherungsmakler Siegfried Tretter sagt, worauf er bei einer bKV-Implementierung im Unternehmen achtet und was ihn an der Strategie mancher Krankenversicherer stört.
Bald drei Jahre ist es her, dass der Wegfall des Steuerprivilegs für Beiträge zur betrieblichen Krankenversicherung für Unmut bei den Branchenvertretern gesorgt hat. Dessen ungeachtet gilt die bKV für anspruchsvolle Makler auch weiterhin als attraktives und chancenreiches Produkt. Wie schätzen Sie die aktuelle Situation sowie die mittelfristigen Zukunftschancen für die betriebliche Krankenversicherung in Deutschland ein?
Tretter: Der Wegfall des Steuerprivilegs hat zunächst einmal dazu geführt, dass die Nachfrage und das Interesse nach Beratung zur betrieblichen Krankenversicherung stark zurückgegangen war. Seit etwa zwölf Monaten verspüren wir wieder ein gesteigertes Interesse an den Produkten der bKV. Dies liegt vor allem an dem Fachkräftemangel in den Firmen, der bei den Firmeninhabern und deren Personalabteilungen ein erhöhtes Interesse an Bausteinen zur Mitarbeiterbindung hervorruft. Auch der Konkurrenzkampf zwischen Mittelständlern und Industrie um gute Fachkräfte befeuert dieses Interesse. Wir schätzen in unserem Hause die Zukunftschancen der bKV sehr positiv ein und werden versuchen damit auch im Bereich der Neukundengewinnung weiter aktiv zu bleiben. Für uns als Versicherungsmakler ist die bKV ein Produktbereich in dem wir unsere Kernkompetenz in der Beratung beweisen können.
„Nicht jede bKV ist gleich“, betonen die Unternehmensberater von Mercer. In der Tat unterscheiden sich die angebotenen bKV-Konzepte der Versicherer zum Teil deutlich. Welche Produktbausteine werden von den Unternehmen bevorzugt nachgefragt?
Die nachgefragten Produktbausteine und deren Gewichtung durch die Unternehmer sind je nach Branche unterschiedlich. Sind es im Bereich der Handwerksberufe eher die Bausteine Stationäre Zusatzversicherung, Zahnzusatz und Krankentagegeld ab dem 43. Tag, so wünschen sich überwiegend kaufmännische Betriebsarten, wie Steuerbüros, Rechtsanwälte oder Ingenieurbüros, auch Bausteine wie Naturheilkunde, Osteopathie und Prävention.
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