Roland Weber, Vorstand der Debeka Krankenversicherung, spricht über den jüngsten Mitgliederzuwachs beim PKV-Marktführer aus Koblenz, die geplante Rechnungs-App und er begründet, warum die Debeka Telematik-Tarife ablehnt, aber sogenannte Wearables befürwortet.
Nach eigenen Angaben gewann die Debeka im vergangenen Jahr rund 30.000 neue Mitglieder hinzu, so dass erstmals mehr als 2,3 Millionen Menschen in der privaten Vollversicherung von der Debeka betreut werden. Worauf ist der Zuwachs trotz der schwierigen Rahmenbedingungen für die Private Krankenversicherung (PKV) zurückzuführen?
Weber: Einen Grund für den starken Mitgliederzulauf sehen wir in unseren genossenschaftlichen Wurzeln, aufgrund derer wir sehr kostensparend arbeiten und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten. Nicht zuletzt dadurch schneiden wir in Produkttests und Vergleichen, aber auch in Unternehmens- und Servicebewertungen, stets überdurchschnittlich ab und das spricht sich herum.
Die Digitalisierung erfasst naturgemäß auch die PKV: Inwieweit kann der Einsatz moderner Technologien nicht nur den Kundenservice verbessern helfen – Stichwort Rechnungs-App -, sondern durch „schlankere Prozesse“ auch die Kostenbelastung für die Branche abmildern, die bekanntlich mit einem Nullzinsumfeld zu kämpfen hat?
Die weitere Digitalisierung wird zu schlankeren Prozessen führen, die sicherlich an vielen Stellen Kosteneinsparungen bringen und den Service – in einer deutlich technisierteren Welt – mit kürzeren Wegen verbessern. Dementsprechend führen wir im dritten Quartal 2016 eine App ein, mit der die Versicherten ihre Arztrechnungen und andere Belege direkt online an den Versicherer übermitteln können. Die Leistungsabrechnung, die in der Regel bereits heute innerhalb von fünf Arbeitstagen erfolgt, wird damit noch weiter beschleunigt. Da aber unsere Verwaltungskostenquote nur knapp über ein Prozent liegt, können weitere Einsparungen auf keinen Fall die Ertragsrückgänge durch die Niedrigzinspolitik der EZB ausgleichen.
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Einige Anbieter arbeiten an sogenannten Telematik-Tarifen, die über Wearables Gesundheitsdaten an den Versicherer übermitteln. Wie steht Ihr Haus zu dieser Entwicklung?
Wir planen keine Telematik-Tarife in der Krankenversicherung. Grundsätzlich sehen wir jedoch einen Nutzen beziehungsweise Vorteil von Apps und Wearables bei der Unterstützung spezieller Versorgungs- und Betreuungsprogramme für unsere Versicherten – etwa im Bereich Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen oder Adipositas. Im Rahmen dieser Programme können Apps oder Wearables helfen, die selbst gesetzten Ziele, wie zum Beispiel die Erreichung des Wunschgewichts oder die Kontrolle und Verbesserung der eigenen Gesundheitswerte, zu erreichen. Wir können uns vorstellen, solche Apps und Wearables künftig im Rahmen unserer Versorgungsprogramme einzusetzen. Wir als Versicherung benötigen dafür die Daten aus den Apps aber nicht.
Interview: Lorenz Klein
Foto: Debeka