Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück zollt dem Preiskampf in der Branche Tribut und verzichtet auf Geschäft. Bei der Vertragserneuerung in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung zum Jahreswechsel fuhr der Konkurrent des Weltmarktführers Munich Re sein Vertragsvolumen währungsbereinigt um 1,5 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro zurück, wie er am Mittwoch in Hannover mitteilte.
Der Vorstand erwarte keine negativen Auswirkungen auf seine Gewinnziele für 2016, „auch wenn der Preisverfall in einigen Märkten erheblich war“, sagte Hannover-Rück-Chef Ulrich Wallin. Er peilt wie schon für das abgelaufene Jahr weiterhin einen Überschuss von 950 Millionen Euro an. Analysten gehen sogar von gut einer Milliarde für 2015 und 982 Millionen Euro für 2016 aus.
Preise könnten Boden gefunden haben
Laut Wallin gibt es Anzeichen, dass die Preisentwicklung nach drei Jahren Abwärtstrend eine Bodenbildung gefunden habe. In der nicht-proportionalen Rückversicherung, bei der ein Rückversicherer einem Erstversicherer wie Allianz oder Axa erst ab einer bestimmten Schadenhöhe beispringt, verzeichnete die Hannover Rück zum Jahreswechsel jedoch im Schnitt einen Preisrückgang von 4,8 Prozent.
In Teilbereichen ging es kräftiger abwärts. So seien die Raten in der Luftfahrtsparte um zehn 15 Prozent gesunken. In der Transport-Rückversicherung habe selbst das Explosionsunglück im Hafen von Tianjin (China) den Preisverfall nicht aufgehalten. Die Hannover Rück fuhr ihr Prämienvolumen daher in der Luftfahrt um 18 Prozent und im Transportgeschäft um neun Prozent zurück.
Prämienvolumen sinkt in Europa
Auch in Kontinentaleuropa verzichtete das Unternehmen auf Geschäft. Das Prämienvolumen sank um drei Prozent. Auf dem Heimatmarkt Deutschland sank das Geschäftsvolumen ebenfalls, nachdem sich in der seit Jahren leidenden industriellen Feuerversicherung keine Erholung abzeichnete. Besser lief es hingegen im Kraftfahrt-Geschäft und in der Wohngebäudeversicherung, wo die Hannover Rück von mindestens stabilen Preisen berichtete.
In Nordamerika baute die Hannover Rück ihr Prämienvolumen um 8,5 Prozent aus, nachdem der Preisdruck dort den Angaben zufolge nachließ. Das betraf aber nicht das Naturkatastrophengeschäft. Dort seien die Raten bei ausgebliebenen Schäden um sechs Prozent gesunken, in Lateinamerika und und Europa noch stärker. Die schweren Fluten in Großbritannien im Dezember hätten sich auf die Preisverhandlungen noch nicht ausgewirkt. Die Hannover Rück strich ihr Prämienvolumen im Katastrophengeschäft daher um 5,5 Prozent zusammen. (tr)
Foto: Hannover Rück