Der Unternehmensberater und künftige Digitalisierungs-Chef der Versicherungsgruppe die Bayerische, Ingolf Putzbach, sagt im Interview, wie sich die Assekuranz auf die neue digitale Konkurrenz einstellen sollte und erklärt, warum Vermittler und Versicherer auf der Hut sein sollten.
Cash.: Versicherer müssten digitaler werden, lautet eine Ihrer zentralen Forderungen. Dabei könnte es von Vorteil sein, sagten Sie im Rahmen eines Vortrags, „ein neues Schnellboot zu bauen statt einen alten Dampfer aufzurüsten“. Können Sie erläutern, warum dies so sei?
Putzbach: Der Endkunde erwartet heute, dass er Versicherungen über den Kanal abschließen kann, über den er sich informiert. Das ist inzwischen bei einer Mehrheit der Kunden das Internet. Die Abbildung einer kundenorientierten „Customer Journey“ scheitert häufig an Altsystemen und organisatorischen Widerständen.
Um das Neugeschäft nicht aufstrebenden Insurtechs zu überlassen, sollten Versicherer den Mut haben, auf der „grünen Wiese“ eine Versicherung vom Kunden her zu denken und agil umzusetzen. Den Dampfer muss man trotzdem flott machen, um auch den Bestand effizient, sicher und dauerhaft verwalten zu können.
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Michael H. Heinz, Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK), geht davon aus, dass die Fintechs wieder „rasch in ihren Nischen“ verschwinden werden. Ist das Wunschdenken oder gibt es Hinweise, die Heinz‘ Prognose stützen?
Herr Heinz hat insofern Recht, dass 90 Prozent der Fintechs wieder verschwinden werden. Die verbleibenden zehn Prozent sind das Problem, denn ihre kundengerechten Angebote werden nicht mehr wegzudenken sein. Für Vermittler und Versicherer bedeutet dies, erfolgreiche Lösungen schnell zu adaptieren. Dabei darf man ruhig mit Fintechs kooperieren. Man sollte sich aber nicht der Illusion hingeben, dass man selbst zum erfolgreichen Fintech-Investor oder gar selber zum Fintech mutieren kann.
Ingolf Putzbach ist seit 2002 für die Hamburger Unternehmensberatung Arkwright Consulting tätig. Zum 1. April 2016 wechselt Putzbach zum Versicherer Bayerische nach München, wo er den neu geschaffenen Gesamtbereich „Marketing und Vertriebskooperationen“ leiten wird.
Interview: Lorenz Klein
Foto: Arkwright