Private Krankenkassen wegen Niedrigzinsen unter Druck

Die niedrigen Zinsen setzen die privaten Krankenversicherung (PKV) stärker unter Druck als bisher bekannt. Linken-Gesundheitsexperte Harald Weinberg plädiert für eine „geordnete Abschaffung“ der PKV.

PKV
Keiner der 37 Krankenversicherer kann mehr die einst gemachten Zusagen für die Verzinsung der Altersreserven am Kapitalmarkt erwirtschaften.

Erstmals kann keiner der 37 Krankenversicherer mehr die einst gemachten Zusagen für die Verzinsung der Altersreserven am Kapitalmarkt erwirtschaften, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag in Berlin vorlag. Die „Berliner Zeitung“ hatte zuerst darüber berichtet.

Nach den Regierungsangaben konnten die Versicherer den ursprünglichen Rechnungszins von 3,5 Prozent nicht nachweisen. Als Folge nennt die Regierung „zinsbedingte Beitragserhöhungen“ – sprich: Zum Ausgleich seien die Unternehmen gezwungen, die Beiträge anzuheben. Andernfalls reichten die Rücklagen nicht aus, um die steigenden Krankheitskosten im Alter abzufedern.

Linken-Politiker Weinberg fordert Abschaffung der PKV

Jahrzehntelang hat die private Krankenversicherung den Angaben zufolge mit einer Verzinsung von 3,5 Prozent kalkuliert und diesen Wert im Branchenschnitt sogar überschritten. Seit der Finanzkrise 2008 hätten jedoch immer mehr Versicherer Probleme, diese Gewinne am Kapitalmarkt zu erreichen. Die Niedrigzinsphase verschärfe die Entwicklung.

Der Linken-Gesundheitsexperte Harald Weinberg sagte: „Wenn wir in der Politik noch einige Jahre abwarten, dann wird sich die PKV ökonomisch von selbst erledigt haben.“ Ein solcher Zusammenbruch würde dann allerdings unangenehm für alle PKV-Versicherten. Deswegen wäre eine geordnete Abschaffung der privaten Krankenversicherung das Beste für alle Versicherten in Deutschland, sagte Weinberg. (dpa-AFX)

Foto: Shutterstock

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