Eine Erhöhung der Arbeitsjahre kann einen erheblichen Beitrag leisten, um die gesetzliche Rente zu stabilisieren. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie, die Prognos im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erstellt hat.
Derzeit liegt das durchschnittliche Renteneintrittsalter laut Prognos in Deutschland bei 64,2 Jahren. Im Tempo der derzeitigen Entwicklung würde es bis 2030 auf 65 Jahre steigen. Trotz der Rente mit 67 würde der durchschnittliche Deutsche im Jahr 2030 und voraussichtlich auch danach schon mit 65 in Rente gehen.
Erdland fordert Durchsetzung der Rente mit 67
Würden die Deutschen im Jahr 2030 hingegen tatsächlich bis zu ihrem 67. Geburtstag arbeiten, würde das Rentenniveau um 1,1 Prozentpunkte steigen. In Kaufkraft von heute entspreche das 200 Euro bei einer durchschnittlichen Jahresrente.
Mit 21 Prozent läge der Rentenbeitragssatz dabei 0,9 Prozentpunkte unter dem Niveau, das bei Fortschreibung der aktuellen Entwicklung erreicht würde. „Wir brauchen keine Debatte über eine Rente mit 70. Wir sollten zunächst alles daran setzen, das gesetzliche Ziel von 67 Jahren auch real zu erreichen“, sagt Alexander Erdland, Präsident des GDV.
Weitere Entlastung durch „Rente mit 67 plus“
Wenn ab 2030 aus der „Rente mit 67“ eine „Rente mit 67 plus“ würde, könnten Rentner und Beitragszahler auch in den Folgejahren entlastet werden. Prognos gehe dabei von einer Verlängerung der Lebensarbeitszeit bis 2040 von sieben Monaten aus.
Im Ergebnis läge dafür das Rentenniveau bei 42,2 Prozent – und damit um 0,5 Prozentpunkte über dem Niveau des Basis-Szenarios. Ein durchschnittlicher Rentner hätte damit im Jahr rund 250 Euro mehr in der Tasche. Der Rentenbeitragssatz läge in diesem Fall bei 23,2 Prozent und damit um 0,4 Prozentpunkte unter dem Ausgangsszenario.
Vorteile für Rentner und Arbeitnehmer
„Wir sehen sehr deutlich, dass eine stetige Verlängerung der Lebensarbeitszeit wesentliche Vorteile mit sich bringt. Das Rentenniveau ist höher, die Beitragssätze niedriger – und auch für den Arbeitsmarkt und den Bundeshaushalt gibt es Entlastung“, sagt Oliver Ehrentraut, Leiter volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Grundsatzfragen bei Prognos.
Politik, Arbeitgeber und Gewerkschaften sollten Rahmenbedingungen schaffen, damit Menschen auch in der Lage sind, so lange zu arbeiten, so die Forderung. Dazu sagt Erdland: „Auch längeres Arbeiten kann kein Rentenniveau garantieren, wie wir es von früher kennen. Das geht nur, wenn wir alle drei Säulen der Altersvorsorge stärken. Also auch die betriebliche und private Vorsorge.“
Entlastung um 80 Milliarden für Bundeshaushalt
Konkrete Vorteile hat eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit laut Studie auch für den Arbeitsmarkt und den Bundeshaushalt. Bei einer „Rente mit 67 plus“ gäbe es in Deutschland im Jahr 2040 insgesamt über 700.000 mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigte.
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Weil der Zuschuss zur gesetzlichen Rente geringer ausfiele, könnten außerdem bis 2040 etwa 80 Milliarden Euro Steuergeld gespart werden. „Das schafft Spielraum für Investitionen, aber auch für mehr private Altersvorsorge“, so Erdland. (kl)
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