Bundessozialministerin Andrea Nahles (SPD) will die Ost-West-Angleichung bei der Rente vorantreiben. Dem linken SPD-Flügel reichen die Reformpläne noch nicht. Er will ein mittelfristig auf 50 Prozent steigendes Rentenniveau – und die steuerliche Förderung der Riester-Rente kappen.
Nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung sollen die Renten im Osten über mehrere Jahre stärker angehoben werden als im Westen. Gleichzeitig sollen demnach Vorteile bei der Berechnung künftiger Ostrenten abgebaut werden. Ein Sprecher des Ministeriums bestätigte am Donnerstag in Berlin: „Die Ministerin wird einen Vorschlag zur Angleichung machen.“ Konkretere Angaben seien aber nicht möglich. Festlegungen gebe es noch nicht.
Komplette Angleichung würde nicht nur Gewinner bringen
Heikel ist das Vorhaben, weil eine komplette Angleichung nicht nur Gewinner bringen würde. Einerseits ist zwar der Rentenwert – quasi die monatliche Rente für ein Jahr Beschäftigung mit Durchschnittsentgelt – im Osten geringer. Andererseits aber werden die der Rente zugrundeliegenden Ostlöhne bei der Rentenberechnung aufgewertet.
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Bereits bisher stiegen die Ostrenten in der Regel stärker als jene im Westen. So reduzierte sich der Ost-West-Abstand mit der Rentenerhöhung zum 1. Juli von 7,4 Prozent im zweiten Halbjahr 2015 auf 5,9 Prozent im zweiten Halbjahr 2016.
Nahles plant Bericht zur bisherigen Ost-West-Angleichung
Nahles werde nun zunächst einen Bericht zur bisherigen Ost-West-Angleichung vorlegen, bekräftigte der Sprecher. Auf dieser Grundlage werde sie ihren Vorschlag machen. Dass sie den Bericht am 27. Juli vorlegen wolle, wie „Bild“ berichtete, bestätigte der Sprecher nicht.
„Wir brauchen eine vollständige Rentenangleichung Ost-West in absehbarer Zeit“, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) der Zeitung. Die Linken forderten Taten. Sonst „wird das unterschiedliche Rentenrecht zwischen Ost und West länger Bestand haben als die Berliner Mauer“, sagte ihr Rentenexperte Matthias W. Birkwald in Berlin.
Seite zwei: Linker SPD-Flügel will Rentenniveau von 50 Prozent