„Verlieren wir Riester, verlieren wir auch bAV und Basisrente“

Die Verunsicherung der Kunden beim Thema Lebensversicherung und die Pläne der Bundesregierung in Sachen bAV-Reform diskutierte Cash. mit vier Marktexperten.

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Die Gesprächsteilnehmer: Norbert Walter, Barmenia (oben links); Markus Willmes, Axa (rechts daneben); Paulo Patricio, Hanse Merkur (unten links); Thomas Fornol, Swiss Life Deutschland

Cash.: Der Garantiezins wird zum Jahreswechsel die 0,9 Prozent erreichen. Sehen Sie vor diesem Hintergrund noch eine Perspektive für die klassische Lebensversicherung?

Markus Willmes, Axa: Das Segment der klassischen Lebensversicherung wird deutlich zurückgehen und in Zukunft nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Gleichwohl wird das Sicherungsvermögen, die konventionelle Anlage, durchaus eine Rolle spielen für Garantieprodukte, wie wir sie in den letzten Monaten als Produkteinführungen gesehen haben, zum Beispiel indexorientierte oder hybride Produkte.

Thomas Fornol, Swiss Life Deutschland: Ich würde die Begrifflichkeit ändern und statt Lebensversicherung das Wort Rentenversicherung in den Vordergrund stellen. Der Bedarf nach Beratung in der Altersvorsorge war nie so groß wie heute: Die ökonomischen Prinzipien werden derzeit außer Kraft gesetzt, es gibt keinen Zins mehr im Markt. Selbstverständlich sind in dieser Situation die Verbraucher verunsichert, beschäftigen sich zudem nur ungern mit bestimmten Vorsorge-Themen und hoffen stattdessen auf den Staat. An dieser Stelle kommt dann unsere Beratung ins Spiel, die extrem wichtig ist. Dabei sind moderne Produkte gefragt, die weiterhin eine lebenslange Versorgung garantieren. Also moderne Rentenversicherungen, aber nicht mehr Lebensversicherungen der klassischen Art.

Welche Rolle wird in diesem Kontext die Riester-Rente spielen, die in der Öffentlichkeit nicht gerade einen guten Ruf hat. Der „Spiegel“ hat sie kürzlich als „Fehlschlag mit bescheidener Rendite“ bezeichnet, die weniger die Arbeitnehmer als die Versicherungsvertreter beglückt habe.

Paulo Patricio, Hanse Merkur: Ich habe den Eindruck, dass sich viele Kritiker gar nicht mit dem Produkt an sich beschäftigt haben. Wenn aber selbst die IG Metall das Produkt totschreibt, muss man sich fragen, warum das so ist. Wenn ich mir die Pläne im Bereich der betrieblichen Altersversorgung (bAV) anschaue, habe ich den Eindruck, dass da auch gewisse Eigeninteressen der Gewerkschaften im Spiel sind. Wir als Versicherungswirtschaft müssen aufpassen, dass wir da nicht den Anschluss verlieren. Verlieren wir Riester, verlieren wir aus meiner Sicht mehr, wir verlieren auch die bAV und die Basisrente. Allein mit der dritten Säule können wir unser System der Altersvorsorge aber nicht aufrechterhalten.

Seite zwei: „Nach der Reform ist vor der Reform

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