Sie haben das Thema bAV angesprochen, dort steht jetzt eine große Reform an. Die Resonanz zu den Plänen ist eher negativ.
Norbert Walter, Barmenia: Immer dann, wenn eine Reform kommt, gilt das alte Sprichwort: „Nach der Reform ist vor der Reform“. Bei vielen Ideen hat man das Gefühl, dass sie nicht bis zum Ende gedacht wurden. Wenn Sie einem Geringverdiener sagen, er bekommt entweder eine Betriebsrente oder eine Gehaltserhöhung von 50 Euro, können Sie dreimal raten, wofür er sich entscheidet. Das sind die Probleme, mit denen man im Vertrieb letztendlich zu tun hat.
Haben Sie das Gefühl, dass den Versicherungen das Segment bAV grundsätzlich streitig gemacht werden soll?
Walter: Ob es ihnen streitig gemacht werden kann, sei dahingestellt, weil das gesamte Fachwissen auf Seiten der Versicherungen liegt. Was passiert, wenn die Gewerkschaften mitreden wollen, haben wir ja bereits im Bereich der IG MetallRente gesehen. Die Durchdringungsquote ist ja nicht so toll gewesen.
Fornol: Die bAV-Reform ist viel zu kurz gesprungen. Es ist eben ein typischer politischer Kompromiss. Die bAV darf nicht komplex sein, durch die Pläne der Bundesregierung ist ihre Komplexität aber nicht verringert worden. Nehmen wir zum Beispiel die tarifvertraglichen Lösungen mit den Zielrenten: Damit schafft man sogar neue, zusätzliche bAV-Welten. Und es ergeben sich weitere Fragen: Was passiert, wenn jemand aus einer tariflichen Lösung zu einem anderen Unternehmen wechselt? Man könnte hier noch viele weitere Punkte aufzählen, die letztlich der Verbreitung in kleinen und mittleren Unternehmen und bei Geringverdienern eher im Wege stehen.
Das Gespräch führte Kim Brodtmann.
Fotos: Cash. / Swiss Life Deutschland