Vorsorge in der Hand des Staates
Dass die Lebensversicherung ihre Anlagepolitik hauptsächlich auf Staatsanleihen ausgerichtet hat, beruht auf der jahrzehntelangen guten Zusammenarbeit zwischen Staat und Versicherungswirtschaft, dem regulatorischen Umfeld und Garantieerwartungen der Kunden. Eines ist bereits heute klar: Der Berater wird durch die Deutschland-Rente ein weiteres Mal vom Kunden weggedrängt und die Vorsorge ein Stück mehr in die Hand des Staats gegeben.
Dabei weist die Deutschland-Rente drei Grundprobleme auf, die an der Lösung zweifeln lassen. Als „sanfte Zwangsversicherung“ aufgebaut, entsteht eine zweite Rentenversicherung. Zwar kapitalgedeckt, aber mit einer Nähe zum Staat, die Begehrlichkeiten wecken dürfte. Ob das neue Vorsorgevehikel tatsächlich eine interessante Rendite erzielt, bleibt fraglich. Rendite hängt nicht ausschließlich von den Kosten ab.
Fehlinvestments treffen mehr Anleger
Wer auch immer das Vermögen verwaltet, steht vor der gleichen Herausforderung im aktuellen Umfeld die richtigen Entscheidungen treffen zu müssen. Die Auswirkungen von Fehlinvestments treffen hier nur deutlich mehr Anleger.
Vor allem aber fließt über die Deutschland- Rente kein „neues“ Geld in das Vorsorgesystem. Während andere Staatsfonds, wie zum Beispiel die von Norwegen oder Saudi-Arabien, den Luxus ausnutzen können, dass Verkaufseinnahmen aus Rohstoffen in sie fließen, muss hierzulande das Gehalt herhalten.
Vorsorgemotivation fördern
Da am Ende jeder Euro nur einmal gespart werden kann, stehen Kunde und Berater vor derselben Frage: Wie viel soll gespart werden und mit welchem Angebot? Es bleibt dabei: Die Vorsorgemotivation muss gefördert werden. Wer sich heute gegen Konsumverzicht entscheidet, nimmt eine Wartezeit von Jahrzehnten in Kauf, bis sich die Belohnung einstellt. Je konkreter Kunde und Berater den Vorteil des Sparens erfassen können, um so eher wird auch vorgesorgt.
Dazu braucht nichts neu erfunden werden. Es reicht, Bestehendes weiterzuentwickeln, vor allem statt für Zwang für Vereinfachung zu sorgen. Das Konzept Riester mit der direkten finanziellen Förderung des Sparens ist hierfür ein guter Startpunkt.
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Zwangsversicherung ist nicht Mittel der Wahl gegen Altersarmut
Die Politik sollte nicht nur daran interessiert sein, die Staatshaushalte elegant durch Nullzinsen zu entschulden, sondern tatsächlich auch die Altersvorsorge der Bürger zu unterstützen. Andernfalls steht mit zunehmender Altersarmut die nächste politische Herausforderung an. Eine neue Zwangsversicherung ist nicht die erste Wahl.
Sinnvoller wäre es, die Anrechnung von privaten Vorsorgeleistungen auf die Grundsicherung abzuschaffen. Gerade bei denjenigen, die am ehesten vorsorgen müssten, darf sich die Sinnfrage nicht stellen. Wenn es dann noch gelingt, einfach bemessbare Vorsorgeanreize zu schaffen, die im Beratungsgespräch erklärt werden können, hat auch die Altersvorsorge eine gute Zukunft.
Autor Tobias Haff ist Mitglied der Geschäftsleitung Procheck 24 in München.