Die Unfallversicherung ist und bleibt der Goldesel der Branche: Mit einer Schadenkostenquote von 77,8 Prozent wurde wieder kräftig Geld verdient. Das führt zu ständig erweiterten Angeboten und Crossover-Deckungen, doch in vielen Fällen springen sie bei Invalidität weiterhin nicht ein.
Aus rund 25,7 Millionen Verträgen nahmen die Unfallversicherer 2015 satte 6,37 Milliarden Euro ein, mussten aber nur 3,24 Milliarden Euro, also die Hälfte der Einnahmen, als Leistung wieder an die Kunden ausschütten, weist das „Statistische Taschenbuch 2016“ der Branche aus, das im September 2016 erschienen ist.
Für vier Kundengruppen geeignet
Kein Wunder: In 90 Prozent aller Fälle führen nicht Unfälle zur Invalidität, sondern Krankheiten. Bei dieser Ursache zahlt die Unfallpolice keinen Cent, da finanzielle Hilfe bei Invalidität eben meist nur als Folge eines Unfalls versichert ist.
Generell passt für die Invaliditätsvorsorge eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) besser. Eine private Unfallversicherung dagegen eignet sich gut für vier Kundengruppen: Kinder, Hausfrauen, junge Freizeitsportler sowie Berufstätige, die eine BU-Police nicht zu bezahlbarem Preis abschließen könnten. Daraus leiten Fachleute den Trend ab, dass die Unfallversicherung an Bedeutung verlieren müsste.
Der sogenannte Produkt-Trend-Indikator sieht die Unfallsparte eindeutig in einem negativen Trend. Die Quartalsstudie „Asscompact-Trends III/2016“ der BBG Betriebsberatungsgesellschaft und des Instituts für Versicherungsvertrieb, an der rund 410 Makler und Mehrfachvertreter mitwirkten, weist jedoch für das zweite Quartal 2016 hohe Nachfrage aus.
In der Produkthitparade der Makler schaffte es die Unfallversicherung auf Platz 8 unter 29 Sparten. Fast 51 Prozent der Befragten gaben an, in dieser Sparte besonders gute Umsätze gemacht zu haben.
Katalysatoren für das Unfallgeschäft
In den nächsten ein bis fünf Jahren trauen die Makler der Unfallsparte zwar nur noch Platz 16 zu, doch dürfte die Produktlinie weiter davon profitieren, dass Unfallfolgen wie Invalidität zu den biometrischen Risiken neben Berufsunfähigkeit, langwieriger Krankheit, Pflegefall, Langlebigkeit und Tod zählen.
Als zusätzlicher Katalysator für das Unfallgeschäft, in dem Makler derzeit Interrisk, Haftpflichtkasse Darmstadt und VHV die besten Noten geben, wirken bröckelnde Umsätze im Lebensbereich durch Kürzung der Vergütungen nach Einführung des Lebensversicherungs-Reformgesetzes.
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