Doch die alten Regeln brechen auf. Der klassische Unfallbegriff, nach dem es sich um ein plötzliches, unfreiwilliges und von außen auf den Körper wirkendes Ereignis handeln muss, hat sich aufgelöst.
Auch die einheitliche Gliedertaxe ist Vergangenheit, viele haben sie abgeschafft oder eigene Taxen entwickelt. So kann eine funktionsunfähige oder amputierte Hand je nach Versicherer mit Invaliditätsgraden von 55, 75 oder sogar 90 Prozent bewertet werden, förderte eine Untersuchung der Stiftung Warentest zutage.
Die Concordia hat die Gliedertaxe sogar auf innere Organe, wie Niere, Milz, Galle, Magen, Darm und Lungenflügel ausgedehnt.
Kombiprodukte im Trend
Von der klassischen Unfallversicherung hat sich längst auch die Bayerische verabschiedet. Ihre „Unfallversicherung individual“ funktioniert nach dem Prinzip der Schadenversicherung. Anstelle eines prozentualen Anteils an der Versicherungssumme bekommen die Kunden im Schadenfall alle nachweisbaren finanziellen Einbußen bis zur Höhe der Deckungssumme ersetzt, etwa Verdienstausfall, Heil- und Pflegekosten – bis zu zehn Millionen Euro.
Das bedeutet auch, dass der Versicherer das Gehalt ersetzt, wenn der Kunde wegen des Unfalls nicht mehr in seinem Beruf arbeiten kann. Gesetzliche und private Absicherungen werden angerechnet. Die Leistungen dürften höher als bei herkömmlichen Unfallpolicen sein.
Für Großmakler Aon geht die Entwicklung bei den privaten Unfallversicherern weiter in Richtung Kombiprodukte, die eine Erweiterung des Unfallbegriffes sowie zusätzliche Versicherungsbausteine beinhalten.
Auf der anderen Seite etabliert sich zunehmend ernstzunehmende Konkurrenz für die Unfallversicherung: Multi-Risk-Versicherungen, auch Crossover-Deckungen genannt, bieten finanziellen Schutz bei Erwerbsunfähigkeit, schweren Krankheiten und beim Verlust von körperlichen Fähigkeiten.
Dieser Basisschutz ist für viele gemacht, denen das „Luxusgut BU-Versicherung“ unerreichbar geworden ist.
Lesen Sie den vollständigen Artikel in dem aktuellen Cash.-Special Versicherungen.
Autor Detlef Pohl ist freier Journalist und Versicherungsexperte in Berlin.
Foto: Shutterstock