AOK will digitales Netz für Versicherte ausbauen

Die Digitalisierung kommt im Gesundheitswesen nur langsam voran. Daher wollen die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOKen) ihr eigenes Netzwerk ausbauen. Ein entsprechendes Pilotprojekt wurde am Dienstag in Berlin vorgestellt.

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Trotz Digitalisierung der Krankenakte sollen die Versicherten die Hoheit über ihre Daten behalten.

„Das AOK-Gesundheitsnetzwerk besteht im Kern aus einer digitalen Akte. Diese solle die verschiedenen Leistungserbringer über die ambulanten und stationären Sektorengrenzen hinweg miteinander vernetzen“, erläuterte Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes, im Zuge der Präsentation.

Dabei behielten die 26 Millionen AOK-Versicherten die Hoheit über ihre Daten. Das heißt, sie können ihre Gesundheitsinformationen, die von Ärzten und Kliniken bereitgestellt werden, einsehen und anderen Leistungserbringern zur Verfügung stellen.

Außerdem bestehe die Möglichkeit, selbst erhobene Daten wie Messwerte von sogenannten Wearables, die regelmäßig Bewegung, Blutdruck oder Puls messen, in dem Gesundheitsnetzwerk zu speichern.

Große Mehrheit für digitale Angebote

Litsch verwies auf eine aktuelle Umfrage, nach der eine digitale Gesundheitsakte bei gesetzlich Krankenversicherten inzwischen eine große Akzeptanz finde.

Danach halten es 82 Prozent der Befragten für sinnvoll, dass medizinische Daten in einer digitalen Gesundheitsakte gespeichert werden, so dass Ärzte in der Praxis und im Krankenhaus diese abrufen können.

85 Prozent sind der Meinung, dass sich durch eine digitale Gesundheitsakte die Zusammenarbeit von Hausärzten, Fachärzten und Kliniken verbessern lasse. „Die Zeit ist reif für solche Angebote“, unterstrich Litsch.

Gesundheitskarte noch nicht vom Tisch

Es besteht die Befürchtung, dass die unterschiedlichen digitalen Systeme bei Ärzten oder anderen Leistungserbringern sowie bei den Kassen nicht zusammenpassen.

Noch im August war das Bundesgesundheitsministerium Berichten entgegengetreten, wonach die elektronische Gesundheitskarte (eGK) als ein Element der Digitalisierung im Gesundheitswesen faktisch vor dem Aus stehe.

Vielmehr sei Bewegung in die Umsetzung des elektronischen Verkehrs mit Gesundheitsdaten gekommen, hieß es im Ministerium. Die bisherigen Tests seien erfolgreich verlaufen, so dass im Herbst damit begonnen werden könne, bundesweit die Arztpraxen an das System anzuschließen.

Ärzte und Krankenkassen skeptisch gegenüber Gesundheitskarte

Das Ministerium forderte die Akteure im Gesundheitswesen zu gemeinsamen Anstrengungen auf, damit die mehr als 70 Millionen gesetzlich Versicherten nach mehr als zehn Jahren Entwicklung endlich über gesicherte IT-Netze kommunizieren könnten.

Die AOK Bayern hatte damals erklärt, es sei „unsicherer denn je, wann die Gesundheitskarte die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt“.

In Ärzteverbänden und gesetzlichen Krankenkassen hieß es, in der Bundesregierung gebe es Pläne, die eGK nach der Bundestagswahl für gescheitert zu erklären. Die eGK hat nach Berechnungen des Dachverbands der Innungskrankenkassen bis jetzt rund 1,7 Milliarden Euro an Kosten verursacht.

Auch aus den regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) kamen Zweifel an der Zukunftsfähigkeit der Gesundheitskarte. „Wenn man mit Fachleuten redet, hört man, das sei eine Technik, die eigentlich schon überholt ist“, hieß es bei der KV Bayern. (dpa-AFX)

Foto: Shutterstock

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