Die „Bild“-Zeitung hat in ihrer Ausgabe vom 22. März die Finanzkraft der deutschen Lebensversicherer gegenübergestellt. Grundlage hierfür ist eine Kennzahl, die von der Ratingagentur Assekurata im Zuge einer Studie veröffentlicht wurde. Assekurata weist nun darauf hin, dass es nicht sachgerecht sei, die Finanzkraft alleine anhand dieser Kennzahl zu messen.
„Bei der Finanzkraft spielen viele Faktoren eine Rolle, die sich nur mittels eines interaktiven Ratings seriös ermitteln und bewerten lassen“, teilte das Unternehmen in einer Stellungnahme mit.
In ihrem Bericht ziele die „Bild“-Zeitung auf eine bestimmte Kennzahl ab. Diese stelle die Erträge, die ein Lebensversicherer aus den Kapitalanlagen seiner Kundengelder erwirtschaftet hat, den bestehenden Rechnungszinsanforderungen (Garantiezinsen und Zuführung zur Zinszusatzreserve) gegenüber. Hierüber werde der Eindruck erweckt, dass ein hoher Wert eine hohe Finanzkraft widerspiegele und umgekehrt.
Aus Sicht des Unternehmens ist diese Interpretation aus mehreren Gründen nicht stichhaltig: „Zunächst einmal stehen den Lebensversicherern noch weitere Kapitalanlageerträge zur Verfügung, die in der dargestellten Kennzahl nicht berücksichtigt sind. Sollten die Kapitalanlageerträge selbst dann nicht zur Rechnungszinsfinanzierung ausreichen, können die Unternehmen überdies auf weitere Ergebnisquellen jenseits der Kapitalanlage zurückgreifen. Diese weiteren Ergebnisquellen können den Gesamtertrag mitunter deutlich stabilisieren.“ Dies treffe beim Risikoergebnis auf alle und beim übrigen Ergebnis immerhin auf 50 Anbieter zu, wie Assekurata nachgewiesen habe.
Darüber hinaus hänge die Höhe der Kennzahl maßgeblich von den aufgelösten Bewertungsreserven ab. „Dabei stehen Unternehmen, die in dem betrachteten Bilanzjahr viele Bewertungsreserven (vor allem über den Verkauf von festverzinslichen Anlagen) aufgelöst haben, tendenziell besser da. Dies ist gerade dann besonders trügerisch, wenn der Verkauf von Altpapieren aus einer gewissen Drucksituation entstanden ist, sofern die Rechnungszinsen ansonsten nicht komplett finanzierbar gewesen wären“, schreibt Assekurata.
EKG-Quote geeignetere Kennzahl
Eine geeignetere Kennzahl stelle beispielsweise die Ertragskraft-Garantie-Quote dar. Diese beziehe neben dem gesamten Kapitalanlageergebnis auch das Risikoergebnis, das übrige Ergebnis und einen Teil der vorhandenen Bewertungsreserven ein. Ohnehin seien bei Schlussfolgerungen zur langfristigen Finanzkraft stets die genauen unternehmensindividuellen Verhältnisse zu berücksichtigen. Auf externer Datenbasis seien hierzu kaum valide Aussagen möglich.
„Die Finanzkraft-Kennzahl der ‚Bild‘-Zeitung ist daher aus Sicht von Assekurata keinesfalls als Fundamentalaussage zur Finanzkraft beziehungsweise Bonität einzelner Unternehmen zu missdeuten, zumal sie weitere wichtige Aspekte, beispielsweise die Eigenmittelstärke unter Solvency II, völlig ignoriert“, heißt es in der Stellungnahme der Ratingagentur. (kb)
Foto: Assekurata