Das Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG) hat unlängst den Bundesrat passiert. Manfred Baier, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes pauschaldotierter Unterstützungskassen e.V., erklärt, warum sich die Anbieter pauschaldotierter Unterstützungskassen und Direktzusagen als heimliche Gewinner der Reform sehen.
Cash.Online: Die Reform der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) wurde von den Versicherern mehrheitlich positiv aufgenommen. Wie stehen Sie zum BRSG?
Baier: Dass die Versicherer das BRSG begrüßen, darf nicht verwundern. Schließlich ist das Gesetz für sie der letzte Rettungsanker. Letztlich wird es ihnen doch nicht weiterhelfen, viele seriöse bAV-Vermittler entfernen sich zunehmend von Versicherungslösungen.
Deshalb sehen sich die Anbieter pauschaldotierter Unterstützungskassen und Direktzusagen als heimliche Gewinner der Reform. Schon jetzt beobachten wir eine steigende Nachfrage nach unseren alternativen kostengünstigeren Modellen, die eben nicht gezwungen sind, am Kapitalmarkt zu „zocken“, um wenigstens etwas Rendite zu generieren.
Was genau sind die Knackpunkte für kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs)?
Die KMUs sind jetzt zwar aus der Haftung weitgehend raus, aber können verantwortungsvolle Unternehmer ihren Mitarbeitern noch eine bAV auf Versicherungsbasis anbieten?
Und sollen sie selbst ihr gutes Geld in Höhe von 15 Prozent des Versorgungsbeitrages dem schlechten hinterherschieben, das sich aufgrund der hohen Kosten in Versicherungsprodukten erst nach vielen Jahren vielleicht ein bisschen rentiert?
Unternehmen, die pauschaldotierte Unterstützungskassen eingerichtet haben, legen freiwillig mehr als das Doppelte obendrauf, weil sie selbst beträchtlich davon profitieren.
Welche Folgen hat das für Vermittler und Makler?
Für sie hat sich die Situation nicht verändert, die Markt-Durchdringung bleibt weiter auf niedrigem Niveau. Lösungen über die neu beteiligten Tarifparteien gehen an ihnen vorbei, für viele Vermittler wird es deshalb noch schwieriger zu überleben.
Für gute bAV-Berater ergeben sich daraus aber auch Chancen – wenn sie sich komplett neu orientieren.
Wie sollten Berater sich für die neuen Herausforderungen wappnen?
Sie können sich verbessern, indem sie beispielsweise auf Honorarbasis Lohnkostenoptimierungen anbieten. Dann werden sie sehr schnell feststellen, wie angesehen pauschaldotierte Unterstützungskassen in diesem Dienstleistungssektor sind.
Sie können in ihrem angestammten bAV-Beratungsfeld etwas anbieten, dass allen Beteiligten nur Vorteile bietet: eine rentierliche bAV für die Arbeitnehmer, steuerliche und bilanzielle Vorteile für den Arbeitgeber mit kostengünstigen Innenfinanzierungseffekten und ein gut verdientes stornosicheres Honorar für den Berater.
Interview: Julia Böhne
Foto: Bundesverband pauschaldotierte Unterstützungskassen