Auch in diesem Jahr muss sich die Assekuranz mit politischen Reformvorhaben auseinandersetzen. Zudem wird der Bundestagswahlkampf für reichlich Diskussionsstoff sorgen – und auch die alte Bekannte „Bürgerversicherung“ wurde von der Politik wieder wachgeküsst.
Ulrich Leitermann, Vorsitzender der Vorstände der Signal Iduna Gruppe, hat konkrete Vorstellungen, in welchen Bereichen die Politik unbedingt tätig werden sollte: „Die staatliche Förderung der Vorsorge zur Entlastung der Sozialsysteme vor dem Hintergrund der extremen Niedrigzinsphase und den demografischen Herausforderungen einer alternden Gesellschaft gehört weit oben auf die politische Agenda.“
„Mehr netto vom brutto“ überfällig
Das sei aber leider nur bei wenigen Parteien der Fall, bemängelt Leitermann. Auch „mehr netto vom brutto“ sei angesichts der positiven wirtschaftlichen Rahmenbedingungen längst überfällig.
Martin Gräfer, Vorstand der Versicherungsgruppe die Bayerische, hat den Wunsch an die Politik, mehr zu gestalten und weniger zu formalisieren. „Wir haben keine ‚dummen Verbraucher‘, die vor allem und jedem und am besten vor sich selbst geschützt werden müssen. Die Politik soll den Menschen die Chance geben, für sich und andere wieder selbst Verantwortung zu übernehmen“, fordert er.
Bumerang Bürgerversicherung
Besonders die Bürgerversicherung wird in der politischen Auseinandersetzung der kommenden Monate im Fokus stehen, immerhin wurde sie von SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz bereits
vor dem offiziellen Wahlkampfauftakt seiner Partei als „wichtiges Projekt“ bezeichnet.
Die Gleichbehandlung von gesetzlich und privat Versicherten würde dazu führen, dass private Vollversicherer keine neuen Kunden mehr aufnehmen dürfen – Bestandskunden hätten ein Wahlrecht, ob sie in die Bürgerversicherung wechseln wollen.
Leitermann hält von diesen Plänen gar nichts: „Es gibt überhaupt keinen Grund, das duale Gesundheitssystem, das weltweit als das Beste anerkannt ist, abzuschaffen.“
Die Bürger seien in ihrer ganz überwiegenden Mehrheit mit dem Gesundheitssystem mehr als zufrieden. „Niemand, auch nicht Herr Schulz, hat bisher schlüssig erklärt, warum ihm dieses Thema wichtig ist. Den Menschen bringt das absolut nichts“, kritisiert er.
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