Die Pflegezusatzversicherung wartet noch immer auf ihren Marktdurchbruch. Der Grund: Für viele Menschen ist Pflegebedürftigkeit eine Bedrohung, vor der sie lieber die Augen verschließen.
Der Markt für die private Pflegevorsorge in Deutschland ist groß: Konservativen Schätzungen zufolge könnte es hierzulande bis 2030 insgesamt 3,5 Millionen Pflegebedürftige geben. Doch schaut man auf den Vertrieb von Pflegezusatzversicherungen, scheinen viele Menschen das Pflegerisiko nach wie vor auszublenden. Der Absatz verläuft oftmals schleppend, die Einnahmen der Versicherer stagnieren. Die Bruttobeiträge beliefen sich 2016 auf 2,2 Milliarden Euro – genauso wie im Vorjahr.
„Es gibt nach wie vor ein riesiges Absatzpotenzial für Pflegepolicen, doch trotz attraktiver Courtagen und nur zwölf Monaten Stornohaftung trauen sich nur wenige Makler, ihre Kunden auf das Thema ‚finanzielle Sicherheit im Pflegefall‘ anzusprechen“, hat Jan Dinner beobachtet, Geschäftsführer des Maklerpools Insuro. Der Grund für diese Zurückhaltung ist relativ simpel: Es ist die Angst der Kunden. Denn für viele Menschen ist Pflegebedürftigkeit eine Bedrohung, vor der sie lieber die Augen verschließen.
Für die Relevanz des Themas sensibilisieren
Für einen Marktdurchbruch der Pflegezusatzversicherung ist aus Sicht der Versicherer deshalb entscheidend, dass die Bürger für die Relevanz des Themas sensibilisiert werden.
„Beim Münchener Verein ist das Thema Pflege Bestandteil jedes Kundengesprächs, es wird auch in der Aus- und Weiterbildung unserer Berater und Serviceeinheiten umfassend behandelt“, erklärt Vorstandschef Dr. Reinhard Reitzler. Dennoch gebe es noch immer eine riesengroße Diskrepanz zwischen „Ich weiß, dass ich etwas unternehmen muss“ und „Ich habe einen privaten Pflegeschutz abgeschlossen.“
Um diese Diskrepanz zu überwinden, müssen Medien und Versicherer ausgewogen über Pflegethemen und die notwendige private Pflegevorsorge informieren, fordert Hans-Josef Schmitz, Leiter Geschäfts- und Produktpolitik der Axa Krankenversicherung. Nur so könne der breiten Öffentlichkeit das Risiko, pflegebedürftig zu werden und die damit verbundenen finanziellen Risiken nahegebracht werden. „Zusätzlich zur Beratung der Kunden durch die Vermittler entsteht dann auch seitens der Kunden eine aktive Nachfrage“, erwartet Schmitz.
Seite zwei: Deutsche fühlen sich schlecht informiert