Ertragspuffer der Lebensversicherer halbiert

Die Rating-Agentur Assekurata hat die deutschen Lebensversicherer zum zweiten Mal einem „EKG-Check“ (Ertragskraft-Garantie-Check) unterzogen. Unter den anhaltend niedrigen Zinsen fällt die Ertragskraft der 75 analysierten Anbieter demnach sehr unterschiedlich aus.

Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse bei Assekurata und Autor der Untersuchung
Lars Heermann ist Bereichsleiter Analyse bei Assekurata und Autor der Untersuchung.

Im Vergleich zum Vorjahr wurde die Studie um neue Aspekte erweitert. Beispielsweise wurden die EKG-Quoten der Anbieter mit ihren Solvenzquoten unter „Solvency II“ abgeglichen, die seit der Veröffentlichung der Solvenzberichte im Mai erstmals auf Einzelunternehmensebene verfügbar sind.

Die Break-Even-Nettoverzinsung, die die Mindestanforderungen an den Kapitalanlageertrag beziffert, lag 2016 laut „EKG-Check“ mit durchschnittlich 3,15 Prozent erneut oberhalb der Drei-Prozent-Marke. „Dies bedeutet, dass eine Nettoverzinsung unter 3,15 Prozent rechnerisch zu einem negativen Branchen-Rohüberschuss geführt hätte“, erläutert Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse bei Assekurata und Autor der Untersuchung.

Große Unterschiede bei der Nettoverzinsungsmarge

Faktisch wurde diese Hürde mit 4,34 Prozent um 1,19 Prozentpunkte überschritten. Diese Differenz spiegelt sich in der so genannten Nettoverzinsungsmarge wider, die den Saldo zwischen der tatsächlichen Nettoverzinsung und der Break-Even-Nettoverzinsung abbildet. „Bei den einzelnen Versicherern konnten wir große Unterschiede bei der Höhe der Nettoverzinsungsmarge feststellen, die sich zwischen null und vereinzelt weit über zehn Prozent einordnen“, so Heermann. Die Abweichungen seien dabei nicht nur auf den Grad der Bewertungsreserveauflösungen, sondern auch auf die Profitabilität des individuell vorhandenen Versicherungsbestandes zurückzuführen.

„Insbesondere Lebensversicherer mit hohen garantiefordernden Altbeständen im Altersvorsorgebereich spüren die Auswirkungen des Niedrigzinsumfeldes„, sagt Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will. Dagegen hätten Gesellschaften mit hohen Anteilen im Bereich der Biometrie oder der nicht-traditionellen Altersvorsorge weniger Zinslast zu tragen.

Querverrechnungsgefahr steigt

Zieht man von den kundenbezogenen Kapitalanlageerträgen die Rechnungszinsanforderungen zur Bedienung von Garantien und Zinszusatzreserve (ZZR) ab, so wies die Branche im Schnitt lediglich noch einen Ertragspuffer von 0,22 Prozent der Deckungsrückstellung auf. 2015 hatte der Wert noch bei 0,44 Prozent und 2014 bei 0,70 Prozent gelegen. Damit ist der Puffer pro Geschäftsjahr um mehr als 20 Basispunkte abgeschmolzen, was laut Assekurata neben den rückläufigen Kapitalanlageerträgen maßgeblich auf die gestiegenen ZZR-Anforderungen zurückzuführen ist. „Dies erhöht den Druck auf alternative Ertragsquellen und lässt die Querverrechnungsgefahr zwischen den Ergebnistöpfen steigen“, so Heermann. (kb)

Foto: Assekurata

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