Die niedergelassenen Ärzte bekommen nach Angaben des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) im nächsten Jahr knapp eine Milliarde Euro mehr an Honoraren. Allerdings ist dieses Ergebnis sehr strittig.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) spricht davon, dass ein Großteil davon eher Empfehlungscharakter habe. Lediglich 410 Millionen Euro (Orientierungswert) seien bisher sicher vereinbart. Dies sei auch gegen den Willen der Kassenärzte geschehen, die diesen Wert zu niedrig erachteten, sagte KBV-Sprecher Roland Stahl am Dienstag in Berlin.
KBV-Chef Andreas Gassen sagte nach der abschließenden Runde mit dem GKV-Spitzenverband: „Die Verhandlungen sind insgesamt für uns nicht erfreulich gelaufen.“ Die GKV habe eine Nullrunde vorgeschlagen – „aus meiner Sicht ein völlig absurdes Vorgehen“, sagte Gassen. Er verwies auf die „hervorragende Kassenlage“ der gesetzlichen Krankenversicherung. Die Kassenärzte und -Psychotherapeuten würden angesichts steigender Einkommen in anderen Branchen abgehängt, „so dass wir hier schon perspektivisch eine Versorgungsgefährdung sehen“.
Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Johann-Magnus von Stackelberg, erklärte dagegen: „Das ist eine maßvolle Entscheidung, die sowohl den Honorarinteressen der niedergelassenen Ärzte als auch denen der Beitragszahler gerecht wird.“
Die Zahl der Praxen niedergelassener Ärzte und Psychotherapeuten liegt laut KBV heute bei 110.000, die Zahl der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten bei rund 165 000.
Weitere Verhandlungen in den kommenden Wochen
Nach Angaben des GKV-Spitzenverbandes steigt der sogenannte Orientierungswert (preisliche Steigerung) im kommenden Jahr um insgesamt 410 Millionen Euro. Die an der Krankheitsentwicklung orientierte Gesamtvergütung nehme um 100 Millionen Euro zu. Für extrabudgetäre Leistungen wie Vorsorgeuntersuchungen werde mit einem Plus von 400 Millionen Euro gerechnet und für die Stärkung des nichtärztlichen Praxispersonals erhalten die niedergelassenen Ärzte demnach noch einmal 50 Millionen Euro.
Nach der heutigen Entscheidung auf Bundesebene werden nun in den kommenden Wochen weitere Verhandlungen zur regionalen Umsetzung und gegebenenfalls zu regionalen Anpassungen zwischen den 17 Kassenärztlichen Vereinigungen und den Vertretern der Krankenkassen geführt. Im vergangenen Jahr hatten beide Seiten für 2017 eine Steigerung der Honorare um rund eine Milliarde Euro mehr verabredet. (dpa-AFX)
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