Cash. sprach mit Dr. Karsten Eichmann, Vorstandsvorsitzender der Gothaer, über Kooperationen mit Fintechs, Konkurrenz durch Google und persönliche Beratung für „Digital Natives“.
Cash.: Herr Dr. Eichmann, BVK-Präsident Michael H. Heinz hat sich vor Kurzem kritisch über die zunehmende Finanzierung von Start-ups durch die Versicherer geäußert. Laut Heinz werden dabei leichtfertig zweistellige Millionenbeträge in „obskure Projekte“ gesteckt, die dann scheitern. Er beobachte ein unkontrolliertes Aufspringen auf jeden Zug: „Hauptsache, es ist modern, und schon fließen die Millionen.“ Hat er Recht?
Eichmann: Man sollte auf jeden Fall ganz genau prüfen, ob eine Investition die Chance hat, so viel Mehrwert für die Kunden zu erzeugen, dass sich der Geschäftsansatz tatsächlich durchsetzt. Es wird ja ganz offen gesagt, dass sich häufig nur eine von zehn Investitionen auszahlt und deshalb bewusst breit investiert wird.
Ich kann aber nicht feststellen, dass blind auf jeden Zug aufgesprungen wird, das Geld dafür sitzt schon lange nicht mehr so locker. Das können sich nur noch ganz wenige Versicherer leisten. Wir als Gothaer gehen da auch einen anderen Weg.
Sind die Versicherer im Rahmen des digitalen Wandels nicht auf das Know-how von Insurtechs angewiesen?
Eichmann: Die besten Zukunftsaussichten und Marktchancen haben diejenigen Versicherer, die sich auf Kooperationen und Plattformstrategien einstellen.
Ob dies unbedingt Kooperationen mit Start-ups sein müssen oder ob auch andere Partner infrage kommen, die gewisse Funktionalitäten zur Verfügung stellen, sei mal dahingestellt.
Die klassischen Versicherer haben sicherlich das nötige Know-how beziehungsweise die Möglichkeit, sich die erforderlichen Ressourcen ins Haus zu holen. Es macht aber häufig einfach Sinn, mit Start-ups zu kooperieren, weil sie frischen Wind reinbringen.
Seite zwei: Internet-Giganten im Versicherungsgeschäft