Die Swiss Re hat im ersten Halbjahr wegen der schweren Schäden durch Wirbelsturm „Debbie“ in Australien und des harten Wettkampfs in der Branche weniger verdient. Der Gewinn sank in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahr um 35 Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar (rund eine Milliarde Euro), wie der nach Munich Re weltweit zweitgrößte Rückversicherer mitteilte.
Die Nachrichten setzten die Swiss-Re-Aktie weiter unter Druck. Nachdem ihr Kurs sich bereits seit Monaten schwach entwickelt hatte, sackte er nach Bekanntgabe der Zahlen um vier Prozent ab. Damit baute das Papier sein Jahresminus auf fast sechs Prozent aus, während der Schweizer Leitindex SMI seitdem fast elf Prozent zulegen konnte. Die Swiss-Re-Anteile hinken zudem der Entwicklung der meisten Versicherer-Aktien und auch den Papieren des Weltmarktführers Munich Re hinterher.
Neben den schwachen Zahlen bemängelten viele Händler die Aussagen zum Aktienrückkauf, auf den einige gesetzt hatten. Mit der Hoffnung darauf müssen sich Anleger bei der Swiss Re voraussichtlich noch bis in den Herbst gedulden. Eine Entscheidung dazu werde der Rückversicherer nach der Hurrikan-Saison treffen, sagte Finanzchef David Cole.
Zyklon „Debbie“, der im März in Australien gewütet hatte, schlug bei der Swiss Re im ersten Halbjahr mit 360 Millionen Dollar und damit zehn Millionen teurer zu Buche, als der Rückversicherer Anfang Mai gemeldet hatte. Im Vergleich zu früheren, ähnlichen Stürmen habe „Debbie“ heftigere Schäden bei Unternehmen angerichtet, hatte Swiss-Re-Manager Matthias Weber im April gesagt.
Preiskampf setzt sich fort
Außerdem konnte das Unternehmen nicht mehr von den positiven Wechselkursentwicklungen, die das Ergebnis im Vorjahr nach oben getrieben hatten, profitieren. Auch hohe Einmalgewinne in der Sparte Life Capital von 2016 wiederholten sich nicht. Die Rendite auf Kapitalanlagen sank von 3,7 auf 3,5 Prozent, obwohl die Swiss Re diesmal viele Aktien mit Gewinn losschlagen konnte.
Der seit Jahren grassierende Preiskampf in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung geht unterdessen weiter. Da die Zinsen weltweit schon seit Jahren niedrig sind, suchen viele Großinvestoren höhere Renditen durch die Absicherung von Risiken etwa über Katastrophenanleihen und konkurrieren dabei mit den Rückversicherern. Ohnehin schwimmt die Branche auch dank des Ausbleibens ganz schwerer Katastrophen im Geld, so dass es auf dem Markt ein Überangebot an Rückversicherungsschutz gibt.
Prämienvolumen geht zurück
Swiss-Re-Finanzchef Cole sprach am Freitag von einem „anhaltenden Preisdruck“. Bei der Vertragserneuerung im Juli verzichtete die Swiss Re deshalb auf zehn Prozent des Prämienvolumens, um nicht hohe Risiken zu einem unrentablen Preisniveau auf ihre Kappe nehmen zu müssen.
Das seit Jahresbeginn erneuerte Prämienvolumen der Schweizer in diesem Bereich ging dadurch um 13 Prozent zurück. Die gesamten gebuchten Bruttoprämien des Konzerns sanken im ersten Halbjahr um acht Prozent auf 18,1 Milliarden Dollar. Darin sind auch die Lebens- und Kranken-Rückversicherung, die Direktverträge mit großen Unternehmenskunden sowie der Bereich Life Capital enthalten, der übernommene Vertragsbestände von Lebensversicherern managt. (dpa-AFX)
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