Im ersten Halbjahr 2018 stieg der Umfang der Pensionsverpflichtungen der Dax-Unternehmen leicht um ein Prozent. Laut dem Beratungsunternehmen Willis Towers Watson (WTW) lässt sich diese Entwicklung auf Veränderungen im Zins- und Inflationsumfeld zurückführen.
Im gleichen Zeitraum seien die Pensionsvermögen um 0,3 Prozent gesunken. In der Folge habe der Ausfinanzierungsgrad (das Verhältnis von Pensionsvermögen zu -verpflichtungen) leicht nachgegeben und liege nun bei 66,6 Prozent.
Zu diesem Ergebnis komme die Modellberechnung „German Pension Finance Watch“ von WTW. Nachdem die Lebenserwartung in Deutschland weiter steige, seien kürzlich die Sterbetafeln aktualisiert worden. Diese seien eine der Grundlagen für die Berechnung der Höhe der Pensionsverpflichtungen.
Auf dieser Basis werden viele Unternehmen ihre Pensionsverpflichtungen neu berechnen – sie werden voraussichtlich um 1,5 bis 2,5 Prozent steigen. Einzig der Gesetzgeber versperre sich der für Pensionswerke üblichen „Wartung“ der Berechnungsgrundlagen.
Er halte unverändert an einem überhöhten steuerlichen Rechnungszins fest, dessen Verfassungskonformität derzeit geprüft werde.
Regelmäßige Wartung notwendig
„Dass sich der Ausfinanzierungsgrad entlang der Parameter Rechnungszins, Inflationserwartung und Performance der Kapitalanlagen bewegt, ist völlig normal“, erklärt Dr. Heinke Conrads, die bei WTW das Beratungsgebiet „betriebliche Altersversorgung“ (bAV) in Deutschland und Österreich verantwortet.
Die bAV-Expertin führt weiter aus: „Die Lebenserwartung, die bei der Berechnung des Verpflichtungsumfangs zugrunde gelegt wird, wird ebenfalls regelmäßig überprüft. Eine solche ‚Wartung‘ ist für alle Berechnungsgrundlagen notwendig und sinnvoll.“
Sie führe im Ergebnis dazu, dass Pensionsverpflichtungen realistisch berechnet und solide finanziert werden können, was gut für Unternehmen, Mitarbeiter und Betriebsrentner sei.
Rechnungszins ist realitätsfern
Lediglich an einem Punkt verharren die Pensionswerke in einem erzwungenen Stillstand: „Der Rechnungszins, den Unternehmen beim Ansatz ihrer Pensionsverpflichtungen in der Steuerbilanz heranziehen müssen, liegt seit 37 Jahren bei sechs Prozent.“
Damit sei er schon lange fern der Realität an den Kapitalmärkten. Hier sei der Gesetzgeber dringend gefragt, seinen „Wartungsarbeiten“ ebenfalls nachzukommen.
Laut der Modellberechnung von WTW stiegen die Pensionsverpflichtungen der Dax-Konzerne im ersten Halbjahr um ein Prozent auf 385,9 Milliarden Euro. Gleichzeitig seien die spezifisch für die Pensionen vorgehaltenen Planvermögen um 0,3 Prozent auf 257,1 Milliarden Euro gesunken.
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