Der Rückversicherer Hannover Rück lockt seine Aktionäre auch nach dem Katastrophenjahr 2017 mit der Aussicht auf weitere Sonderdividenden. Wenn die Kapitaldecke so komfortabel bleibe, könne der Konzern auch für 2018 mehr als die eigentlich geplanten 35 bis 40 Prozent des Nettogewinns an die Aktionäre ausschütten, kündigte das Unternehmen an.
An der Börse lösten die Nachrichten am Morgen allerdings keine Euphorie aus – im Gegenteil. Die Hannover-Rück-Aktie verlor kurz nach Handelsbeginn rund drei Prozent an Wert. Seit Jahresbeginn liegt sie damit noch mit rund sechs Prozent im Plus. Analysten bemängelten die gesenkte Prognose des Vorstands für die Personen-Rückversicherung.
Für 2017 können die Aktionäre trotz der immensen Schäden durch Naturkatastrophen wie bereits angekündigt mit einer unveränderten Ausschüttung von fünf Euro je Aktie rechnen. Davon sollen 1,50 Euro als Sonderdividende fließen. Insgesamt schüttet der Konzern damit fast 63 Prozent seines Nettogewinns aus. Größter Nutznießer ist der Versicherungskonzern Talanx, dem gut die Hälfte der Hannover Rück gehört.
Nettogewinn von über einer Milliarde Euro angepeilt
Unter dem Strich verdiente der Rückversicherer im abgelaufenen Jahr knapp 959 Millionen Euro, nach 1,17 Milliarden ein Jahr davor. Großschäden – darunter vor allem die Zerstörungen durch die Wirbelstürme „Harvey“, „Irma“ und „Maria“ in den USA und der Karibik – kosteten den Konzern rund 1,1 Milliarden Euro. Um die Belastung abzufedern, verkaufte der Konzern im September alle Aktien aus seinen Kapitalanlagen.
Dennoch hatte Vorstandschef Ulrich Wallin sein Gewinnziel zwischenzeitlich von über einer Milliarde auf rund 800 Millionen Euro gekappt. Anfang Februar stellte er dann doch rund 950 Millionen Euro in Aussicht. Für 2018 peilt er weiterhin einen Nettogewinn von über einer Milliarde Euro an. Von der Personen-Rückversicherung erwartet er allerdings nur noch 200 Millionen Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern. Bisher hatte er bis zu 300 Millionen in Aussicht gestellt.
Bruttoprämieneinnahmen sollen ausgebaut werden
Zu dem erwarteten Milliardengewinn des Konzerns für 2018 soll die Trendwende im umkämpften Schaden- und Unfallgeschäft beitragen. Nachdem die Rückversicherungsbranche im Geschäft mit Erstversicherern wie Allianz und Axa über mehrere Jahre hinweg sinkende Preise hinnehmen musste, konnten die großen Rückversicherer zum Jahreswechsel wieder höhere Prämien durchsetzen. Denn für die weltweite Versicherungsbranche war 2017 das schwerste Naturkatastrophenjahr ihrer Geschichte.
Auch deshalb rechnet die Hannover Rück damit, ihre Bruttoprämieneinnahmen 2018 von zuletzt 17,8 Milliarden Euro währungskursbereinigt um einen einstelligen Prozentsatz ausbauen zu können. Unterdessen zehren die anhaltenden Niedrigzinsen weiter an den Gewinnen. 2017 konnte die Hannover Rück die Rendite auf ihre Kapitalanlagen mit dem umfangreichen Aktienverkauf ausnahmsweise auf 3,8 Prozent nach oben treiben. Eigentlich hatte sie nur drei Prozent angepeilt. Für 2018 geht der Vorstand nur noch von 2,7 Prozent aus. (dpa-AFX)
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