Immer mehr Lebensversicherungskunden müssen sich nach Einschätzung des FDP-Politikers Frank Schäffler auf den Verkauf ihrer Policen an Abwicklungsgesellschaften einstellen.
Die verdienten Bruttobeiträge der seit 2013 übertragenen sechs Bestände lagen im Geschäftsjahr 2016 bei 1,6 Milliarden Euro, wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtet. Das sind laut einer Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der FDP 1,9 Prozent der Gesamtbeiträge der Branche. „Man muss davon ausgehen, dass das erst der Anfang ist“, sagte Schäffler dem Magazin.
Die Erwerber müssen die bestehenden Verträge bis zum Ablauf weiterführen. Deutschlands oberster Finanzaufseher Felix Hufeld hatte jüngst bekräftigt: „Wir werden keiner Transaktion zustimmen, an deren Ende die Versicherten nicht mindestens genauso gut gestellt sind wie zuvor.“ Gesetzliche Beschränkungen beim Verkauf der Bestände lehnte er ab. „Der Verkauf von Lebensversicherungspolicen ist eine legitime unternehmerische Entscheidung und kein Verrat am Kunden“, sagte der Präsident der Finanzaufsicht Bafin dem „Manager Magazin“.
Neun Versicherer haben Neugeschäft eingestellt
Den Unternehmen fällt es wegen der Niedrigzinsen zunehmend schwer, an den Kapitalmärkten die hohen Garantieversprechen der Vergangenheit von bis zu vier Prozent für den Altersvorsorgeklassiker zu erwirtschaften. Neun Lebensversicherer haben dem Bericht zufolge das Neugeschäft mit klassischen Kapitallebensversicherungen bereits eingestellt. „Viele werden erwägen, ihre Altverträge zu verkaufen“, sagte Schäffler.
Er fordert einen besseren Schutz betroffener Kunden. Die Bundesregierung verwies dem Bericht zufolge in ihrer Antwort darauf, dass die Kunden durch die „geltenden gesetzlichen Anforderungen geschützt“ seien. Aktuell sucht Generali Deutschland für rund vier Millionen Altverträge eine Lösung. (dpa-AFX)
Foto: Picture Alliance