In der Mitte des Lebens beschäftigen sich die einen mit ihrer Ruhestandsplanung, die anderen wollen noch mal loslegen und machen sich selbständig. Beide haben eine Frage gemeinsam: Reicht das Geld für den vor ihnen liegenden Weg? Gastbeitrag von Dr. Marcus Simon, Winninger AG
Zwischen 45 und 55 Jahren wollen die meisten Menschen noch nicht über das Älterwerden nachdenken. Doch die Phase des Ruhestands rückt näher und wird Veränderungen mit sich bringen. Die Menschen wollen gut leben und haben Pläne, die sie umsetzen wollen: die Traumreise, der Umbau, die finanzielle Unterstützung der Enkel. All das kostet Geld.
Andere dagegen denken noch lange nicht ans Aufhören. Sie wollen durchstarten, ihr eigener Chef werden und von der zeitlichen Flexibilität der Selbständigkeit profitieren. Doch für die Gründergruppe 50-plus ist es oft schwierig, an einen Anschubkredit zu gelangen. Sie müssen häufig auf eigene Ersparnisse zurückgreifen, die sie im Laufe der Zeit aufgebaut haben.
Ob Ruhestandsplanung oder beruflicher Neuanfang, alle betrifft die Frage, ob das Geld bis zum Ende ihres Lebens reicht. Kaum jemand denkt wirklich darüber nach, wie alt er werden könnte, wenn er sich in jungen Jahren mit seiner Altersvorsorge beschäftigt. Es ist eher anzunehmen, dass die meisten Menschen ihre eigene Lebenserwartung unterschätzen und auf eine Versorgungslücke zusteuern.
Kassensturz notwendig
Daher ist es spätestens in der Mitte des Lebens wichtig, eine Bestandsaufnahme des eigenen Vermögens zu machen. Schließlich leben die Menschen nach Eintritt in den Ruhestand durchschnittlich noch 20 Jahre, in denen sie das angesparte Vermögen verzehren werden. Ein Kassensturz sollte alles berücksichtigen, was an Vermögen vorhanden ist oder mögliche Einkünfte im Rentenalter bringen wird. Dabei sollten die Entwicklung von Krankenversicherungsbeiträgen und spätere Lebenshaltungs- und Pflegekosten nicht vergessen werden.
Auch die Lebensversicherung (LV) spielt bei den meisten eine Rolle. Statistisch besitzt fast jeder Deutsche mindestens einen Vertrag. Dieses früher sehr beliebte Produkt steht seit einiger Zeit stark in der Kritik. Aufgrund der anhaltend niedrigen Zinsen sinkt auch die Rendite der Lebensversicherungen und die prognostizierte Ablaufleistung fällt immer geringer aus. Laut einer Allensbach-Umfrage von 2015 ist der wichtigste Grund für eine vorzeitige Auflösung der LV-Police die Sorge, dass die vorausgesagte Rendite nicht erwirtschaftet wird.
Verkaufen statt stornieren
Der „Run-off“, der Verkauf ganzer Lebensversicherungsbestände an Investoren, hat die Verunsicherung im vergangenen Jahr verstärkt. Laut einer Umfrage des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) hat die Versicherungswirtschaft bei mehr als der Hälfte der Befragten Vertrauen eingebüßt.
Wer meint, dass er für seine weitere Ruhestandsplanung lieber aus der Lebensversicherung aussteigen will, um das Geld in andere Anlageformen zu investieren, sollte diese aber nicht kündigen, sondern profitabler am Zweitmarkt für Lebensversicherungen verkaufen. Auch Gründer, die sich vorzeitig von ihrer Lebensversicherungen trennen wollen, sollten lieber verkaufen statt stornieren. Bei einem Verkauf kommen sie schneller an ihr Geld als bei der Kündigung, und ein reduzierter Todesfallschutz bleibt auch noch erhalten.
Autor Marcus Simon ist Vorstand der Winninger AG. Das Unternehmen kauft nach eigenen Angaben nahezu alle Policen, die bis 2007 abgeschlossen wurden, ab einem Rückkaufswert von 10.000 Euro und einer Mindestrestlaufzeit von drei Jahren.