Grauer Kapitalmarkt: Anbieter fischen in sozialen Medien

Über Facebook, Instagram & Co. bauen fragwürdige Unternehmen Kontakt zu jungen Interessenten auf und wollen sie für ihre Geldanlagen gewinnen. Die Marktwächter-Experten der Verbraucherzentrale Hessen stellten fest, dass die untersuchten Angebote undurchsichtig sind. Oft scheinen Schneeballsysteme dahinter zu stecken.

In den betrachteten Fällen kontaktierten die Anbieter Verbraucher sowohl über das soziale Netzwerk Facebook, als auch über Messenger-Dienste und Instagram. Damit versuchten sie, Netzwerke zu generieren und potenzielle Interessenten zu gewinnen. Das geht aus den Beschwerden hervor, die das Marktwächter-Team über das Frühwarnnetzwerk der Verbraucherzentralen erhält.

„Marketing hat eine neue Qualität“

„Wir sehen einen Trend, Produkte des Grauen Kapitalmarkts über Social-Media-Kanäle zu bewerben und zu vertreiben“, sagt Wolf Brandes, Teamleiter Grauer Kapitalmarkt beim Marktwächter Finanzen der Verbraucherzentrale Hessen.

„Dieses Marketing hat eine neue Qualität. Anders als zum Beispiel mit der Werbung auf einer Unternehmens-Webseite werden hier Identifikationsfiguren geschaffen, die direkt mit Verbrauchern in Kontakt treten. Über angebliche persönliche Erfolgsstories sprechen Anbieter besonders jüngere Verbraucher in einem persönlicheren Umfeld an.“

Verdacht: Abzocke oder Schneeballsystem?

Mit Lifestyle-Gruppen versuchen vermeintliche Einzelpersonen im Auftrag von dubiosen Unternehmen, Interesse zu wecken und neue „Teammitglieder“ zu gewinnen. Die Identifikationsfigur wirbt mit gemeinsamen Reisen und einem luxuriösen Lebensstil, postet Bilder von teuren Autos und Traumurlauben und baut über persönliche Nachrichten, Freundschaftsanfragen oder ‚Likes‘ eine Beziehung auf.

Auf welche Weise Gewinn oder Rendite erwirtschaftet werden sollen, bleibt dabei unklar: Die gesichteten Angebote sind nicht transparent, die angeblichen Informationsvideos unkonkret, schriftliche Unterlagen gibt es nicht. „In etwa zwei Drittel der gemeldeten Fälle vermuten wir, dass das Geschäftsmodell schlicht ein Schneeballsystem ist“, sagt Brandes.

Interessenten wurden aufgefordert, neue Mitglieder zu werben, um Vergünstigungen bei Mitgliedsbeiträgen zu bekommen oder sogenannte passive Einkommen zu generieren. „Geld fließt dann nur, solange die Zahl der Mitglieder kontinuierlich wächst – und zwar aus deren Einzahlungen. Diese Systeme kollabieren zwangsläufig.“

Freundschaft fürs Leben? 

Wer sich einmal für die Angebote interessiert hat, wird die Vermittler manchmal nicht mehr los: Verbraucher schilderten, dass sie unaufgefordert von fremden Personen kontaktiert und sowohl in sozialen Medien als auch telefonisch mit unseriösen Angeboten regelrecht belästigt wurden.

Die Marktwächter-Experten sammeln weiterhin Beschwerden über unseriöse Geldanlagen, die über soziale Medien angeboten werden. Verbraucher können ihre Erfahrungen im Internet unter www.marktwaechter.de melden.

 

Foto: Shutterstock

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