Die gesetzliche Krankenversicherung kann sich freuen: Erneut wechseln wieder mehr Selbstständige in die freiwillige Krankenversicherung und entscheiden sich damit gegen die Option der privaten Krankenversicherung. Was es mit dem Acht-Jahres-Hoch auf sich hat.
Eine Auswertung der DGB Zeitschrift Soziale Sicherheit zeigt basierend auf den Zahlen der gesetzlichen Krankenversicherung einen Anstieg der freiwilligen Mitglieder der Krankenkassen. Sechs Millionen Menschen in Deutschland entscheiden sich seit 2010 für diese Form der Vorsorge. Der Anstieg um 35 Prozent verteilt sich gleichmäßig auf die acht Jahre, sodass von einem linearen Wachstum auszugehen ist.
Neue Tarifsätze machen Mitgliedschaft attraktiv
In diesem Jahr wird ein weiterer Anstieg des Wachstums zu erwarten sein, sind doch dank der Absenkung der Mindestbeiträge für Selbstständige die Tarife der gesetzlichen Krankenkversicherung insbesondere für Familien eine bezahlbare Option.
Quelle: vdek
Die Halbierung des Mindestbeitrags von 360 auf 156 Euro birgt einen besonderen Anreiz für den Wechsel in die gesetzliche Krankenversicherung. Dies gilt insbesondere für Selbstständig, die am Beginn ihrer Tätigkeit stehen oder alternativ geringe Einnahmen haben und nicht Teil der Künstlersozialkasse (KSK) werden können.
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Spannend ist jedoch der Zeitschrift Soziale Sicherheit folgend jedoch, dass der hohe Anstieg neuer Mitglieder vor allem von Personen erfolgt, die Einkünfte überhalb der Versicherungspflichtgrenze verzeichnen konnten. Hier handelt es sich also nicht um Selbstständige, sondern Angestellte, die nun verstärkt wieder in die gesetzliche Krankenversicherung wechseln.
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Setzt sich dieser Trend fort, müssen die Maßnahmen von Gesundheitsminister Jens Spahn in neuem Licht betrachtet werden: Benötigt es dann beispielsweise noch eine formale Abschaffung der Privaten Krankenversicherung oder wird dieses System durch die Entscheidung der Kunden hin zur gesetzlichen Krankenversicherung obsolet?
Auch muss man sich fragen, ob die gewünschte Wettbewerbsforderung im Zuge der Öffnung von Krankenkassen den veränderten Marktbedingungen nicht Rechnung trägt. Bedingung zur Verstärkung dieses Trends wird es sein, ein attraktives Angebot zu schaffen. Eine Limitierung des Angebots bedingt durch den Wohnsitz und Regionen wird diesen Trend nicht ausbauen können. (fm)
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