Seit 2021 treten die Zielke Research Consult und Morgen & Morgen gemeinsam für die Transparenz von Nachhaltigkeit in der Versicherungsbranche ein. Nun haben sie das ursprüngliche CSR-Ranking in ESG-Unternehmensranking umbenannt.
Damit werde der Gesamtkontext der Bewertung für alle Marktteilnehmer klarer: Die Berichte der Gesellschaften würden hinsichtlich ihrer Zielsetzungen in den Bereichen Environment, Social und Governance bewertet, betonen beide Analysehäuser.
Die Bewertungskriterien
Neu im Ranking-Jahrgang 2022 ist, dass nun neben Versicherungsgesellschaften und Banken auch Asset Manager bewertet werden. In Bezug auf die Bewertungsrichtlinien wurden die Kriterien in den einzelnen Bereichen Environment, Social und Governance der aktuellen Entwicklung angepasst.
Für den Bereich Environment wird eine anerkannte externe Verifizierung des CO2-Ausstoßes gefordert, um einen Qualitätsstandard einzuführen. Diese muss auf dem einheitlichen GHG-Protokoll zur Bilanzierung von Treibhausgasemissionen basieren.
Die Kriterien im Bereich Social fordern nun weiterführende Informationen zur Inklusion, die Darlegung der einzelnen Maßnahmen zur Messung der Kundenzufriedenheit sowie mehr Transparenz hinsichtlich der sozialen Initiativen durch ein thematisches Splitting des Spendenvolumens in Euro.
Im Bereich Governance wird die Formulierung einer Nachhaltigkeitsstrategie gefordert, die ein nachhaltiges Geschäftskonzept sowie ein nachhaltiges, unternehmerisches Handeln etabliert.
Insgesamt ist für das Geschäftsjahr 2021 festzuhalten, dass trotz Kriterienverschärfung im Bewertungsverfahren, die Ergebnisse besser geworden sind.
„Wir möchten die Messlatte realistisch ansetzen und verantwortungsbewusst die Kriterien in Richtung CSRD ausrichten. Es ist keinem gedient, wenn einzelne Gesellschaften den Kopf in den Sand stecken und damit unter dem Radar bleiben können, während sich andere enthusiastisch dem Thema widmen“, sagt Dr. Carsten Zielke, Geschäftsführer der Zielke Research Consult.
Das Ergebnis
Der ESG-Unternehmensranking-Jahrgang 2022 bewertet die CSR-Berichte 2021 von 50 Gesellschaften. Obwohl die Bewertungskriterien verschärft wurden und mehr in die Tiefe geschaut wurde, sei eine positive Entwicklung festzustellen. Nichtsdestotrotz sei das Potenzial noch nicht ausgeschöpft, betonen beide Bewertungshäuser.
47 Prozent der Unternehmen, die auf eine externe Verifizierung ihrer Scopes verzichten, konnten ihr Ergebnis im Bereich Umwelt in diesem Jahr verbessern. Bei den verifizierten Versicherungsgesellschaften ergibt sich ein gegenteiliges Bild. Dort ist der CO2-Ausstoß pro Mitarbeiterin und Mitarbeiter gestiegen.
„Die Gesellschaften sollten in Erwägung ziehen, ihre CO2-Emissionen verifizieren zu lassen, um einen Greenwashing-Verdacht nicht erst aufkommen zu lassen“, fordert Zielke.
Im Rankingbereich Soziales haben die Versicherer an Transparenz gewonnen. Zwei Gesellschaften erreichen hier erstmals sogar die Höchstwertung. Doch das gilt nicht für alle: In den Teilbereichen Kinderbetreuung, Familienbeihilfe und Gesundheitsmanagement sind rückläufige Tendenzen zu beobachten.
Auch im Bereich guter Unternehmensführung lassen sich positive Entwicklungen beobachten: Nachhaltigkeit hat in der Führung an Priorität gewonnen, 78 Prozent der Gesellschaften haben sie fest ins Unternehmen integriert.
Das Gesamtergebnis der ausgewerteten Versicherungsunternehmen im Berichtsjahr 2021 liegt im Durchschnitt bei 2,81 Punkten (Vj.: 1,48 Punkte). Zwei Kriterien sind zur Analyse hinzugekommen, welche im Durchschnitt mit 0,66 Punkten in die Gesamtbepunktung einfließen.
Im Bereich Environment kommen im Vergleich zum Vorjahr durchschnittlich 0,33 Punkte hinzu wie auch im Bereich Governance. Würden diese außer Acht gelassen, wäre insgesamt nur eine leichte Verbesserung in der transparenten Dokumentationspflicht der Versicherungsbranche um 0,67 Punkte im Durchschnitt zu erkennen.
Die Platzierung der Versicherungsgesellschaft im ESG-Unternehmensranking beruht auf der erreichten Gesamtpunktzahl des jeweiligen Versicherers. Eine goldene Platzierung wird für mehr als 3,9 Punkte, eine silberne für 2,75 – 3,89 Punkte und eine bronzene für 1,6 – 2,74 Gesamtpunkte vergeben.
Platzierung 2022
ESG-Unternehmensranking
Bewertung | Anzahl Unternehmen 2022 | Anzahl Unternehmen 2021 | Anzahl Unternehmen 2020 |
---|---|---|---|
Gold | 12 | 14 | 4 |
Silber | 16 | 14 | 10 |
Bronze | 12 | 9 | 12 |
© Zielke Research Consult/Morgen & Morgen
Gold, Silber und Bronze – So haben die Versicherer abgeschnitten
Insgesamt zwölf Unternehmen haben sich für das Goldlabel qualifiziert. Damit sinkt die Anzahl um zwei Versicherer im Vergleich zum Vorjahr. Gewinner des Rankings wurde die Axa. Auf den Rängen zwei und drei folgen die Zurich Gruppe Deutschland und die Gothaer.
Die Anzahl der für „Silber“ qualifizierten Gesellschaften nimmt um zwei Versicherer auf nun insgesamt 16 zu. Im Ergebnis handelt es sich hierbei jedoch nicht um die Herabstufung zweier Gesellschaften, sondern um eine insgesamt neue Rangfolge, heißt es von Zielke und Morgen & Morgen.
Mit zwölf Versicherern in der Bronze-Kategorie sind drei Gesellschaften mehr als im letzten Jahr zu verzeichnen. Die Versicherungsgesellschaften haben die Möglichkeit, ihre Platzierung für Verbraucher und Vermittler transparent zu machen, indem sie das ESG-Unternehmensranking-Label in ihrer Kommunikation nutzen.
Bewertungen in Vergleichssoftware integriert
Nach Angaben von Morgen & Morgen-Geschäftsfüherer Pascal Schiffels wurden die Bewertungen des Rankings in die Vergleichs- und Analysesoftware M&M Office sowie im ESG-Profiler integriert. „Sie können jederzeit zur transparenten und haftungssicheren Vermittlung von Versicherungen herangezogen werden“, sagt Schiffels.
Mit dem ESG-Unternehmensranking werde der von der BaFin geforderte Weg der öffentlichen Berichterstattung hin zur Qualifizierung gemäß EU-Taxonomie verfolgt, wie er auch in der gerade entstehenden europäischen Nachhaltigkeitsberichtserstattung gemäß Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) vorgesehen sei.
„Wir kennen sowohl die aktuellen Anforderungen als auch die kommenden und lassen das in unsere Bewertungsrichtlinien einfließen. Die Gesellschaften sollten schon heute ihre Weichen richtig stellen, damit sie nicht in Zukunft nochmal ran müssen“, ergänzt Zielke.
Die Marktlage: „Gewaltige Unterschiede zwischen Movern und Followern“
Gerade die Anforderungen an eine aussagekräftige Nachhaltigkeitsberichterstattung nähmen ständig zu, so der Nachhaltigkeitsexperte weiter. Die Einführung der CSRD-Berichterstattung in 2025 sei ein weiterer Meilenstein, den die Gesellschaften erreichen müssten. Bereits für 2022 müssten erstmals Angaben zur Taxonomiefähigkeit gemacht werden. Es sei schwierig für die Versicherer, diesem Tempo Stand zu halten, so Zielke.
Dabei gibt es laut Zielke noch Ungereimtheiten bezüglich der Detailberechnungen, vor allem bei den Scope-Angaben. Herausfordernd wird dabei, die indirekten Emissionen – also Scope 3 – kurzfristig auch auf die Kapitalanlagen auszuweiten. Mittelfristig wird das ebenfalls für die versicherungstechnischen Risiken gelten.
„Es gibt schon noch Unterschiede zwischen denjenigen, die möglichst viel bewegen wollen und denen, die eher als Follower agieren. Der Großteil ist aber auf dem richtigen Weg. Jedoch sind wir noch ein weites Stück davon entfernt, beurteilen zu können, ob die Versicherer auf dem 1,5 Grad-Pfad angekommen sind. Hierzu erwarten wir vor allem mehr Scope 3-Angaben in den nächsten Berichten“, resümiert Zielke.